Künstliche Realität für jedermann

Während noch vor wenigen Jahren spezielle Hochleistungsrechner gebraucht wurden, um "Künstliche Realität" zu simulieren, reichen heute oftmals gängige Personalcomputer und einfache Bedienungs- und Empfangsgeräte.

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Von
  • Heike Lissen
  • dpa

Mit Handcomputer, 3-D-Brille und Joystick in künstliche Welten: Während noch vor wenigen Jahren spezielle Hochleistungsrechner gebraucht wurden, um "Künstliche Realität" zu simulieren, reichen heute oftmals gängige Personalcomputer und einfache Bedienungs- und Empfangsgeräte. Damit sind neueste Virtuality Reality und Augmented Reality Technologien nicht länger nur für große Industrieunternehmen erschwinglich, wie Forschungsinstitute und Hard- und Software-Unternehmen bei einer internationalen Konferenz in Bonn demonstrierten.

Rund 500 Wissenschaftler und Virtual-Reality-Experten aus den Anwenderunternehmen haben sich in dieser Woche zu der weltweit führenden Konferenz zum Thema getroffen, die normalerweise in den USA ausgerichtet wird und nun erstmals in Europa abgehalten wurde. Praxisorientierte Anwendungen standen auch bei Forschungspräsentationen im Vordergrund. Auch Spiele und Technologien für pädagogische Anwendungen wurden vorgestellt. "Virtuelle Realität und erweiterte Realität ist auf dem PC angekommen. Es wird mit preiswerten Komponenten experimentiert", erläutert Jürgen Marock vom Fraunhofer Institut (FIT) die dominierende Entwicklung.

Handcomputer (PDA) mit Kamerafunktion könnten beispielsweise von Museen für Augmented-Reality-Anwendungen, bei der reale Situationen mit künstlichen Szenarien erweitert werden, genutzt werden, erläuterte Marock. "Mit Hilfe dieser Computer können die Besucher durch ein Museum geführt werden. Fehlende Exponate könnten dabei am Bildschirm realitätsnah simuliert werden."

Als preiswerte Anwendung stellten Forscher auf der Ausstellung auch eine 3-D-Darstellung eines Motorrades, das von bis zu vier Personen einer Arbeitsgruppe gleichzeitig individuell betrachtet und mittels einer Art Joystick in einzelne Teile zerlegt werden kann. Als Anwendungsmöglichkeit nennen die Forscher Schulungen für Mitarbeiter in einem Handwerksbetrieb.

Forscher des Magdeburger Fraunhofer Instituts Fabrikbetrieb und -automatisierung stellten virtuelle Modelle zur Reparatur und Wartung von Maschinen vor. Am Bildschirm lässt sich in der Anwendung per Mausklick oder wahlweise per Datenhandschuh eine Druckmaschine auseinander bauen. "Wir wollen mit dieser Technologie, die zur Ausbildung von Mitarbeitern genutzt werden kann, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen ansprechen", sagte Virtual-Engineering- Leiter Marco Schumann.

Ähnliche Verfahren zur Darstellung von Produktionsprozessen, aber auch das Design von Auto-Prototypen mittels Virtual-Reality-Verfahren, Konstruktions- sowie Fahrsimulationen sind in der Automobilindustrie schon seit einigen Jahren Standard, wie Torsten Steinborn bestätigte. Steinborn arbeitet in der Designabteilung von Opel in Rüsselsheim und informiert sich auf der Konferenz über neueste Entwicklungen.

"Es gibt immer noch einen massiven Forschungsbedarf im Design, bei Ergonomiestudien, der gesamten Simulation von Produktionsprozessen." Besonders interessiert sei er an neuen Entwicklungen in der Haptik, also an der Simulation von Tastwahrnehmungen wie "weich", "hart" oder "kalt". Aber davon sei die Forschung noch weit entfernt.

"Die Konferenz war eine gute Plattform für europäische Virtual-Reality-Forscher und Anwender, ihre Arbeiten und Forschungsergebnisse in die internationale Forschung einzubringen", teilten die Veranstalter mit. Organisiert wurde die Konferenz von der FH Bonn- Rhein-Sieg, dem Bonner Forschungszentrum Caesar, dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) in Sankt Augustin und der Universität Bonn. (Heike Lissen, dpa) / (tol)