LCD-Ablösung: Kommen jetzt die OLED-Monitore?

Aktuell drängen mehr OLED-Monitore in den Handel. Werden LCDs jetzt auch in diesem Bereich durch OLEDs abgelöst? Das hängt vor allem von zwei Akteuren ab.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 139 Kommentare lesen
Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

Nach Smartphone, Notebook und TVs bekommen jetzt mehr Monitore einen kontraststarken OLED-Schirm. Noch ist das Angebot übersichtlich – und leider auch ziemlich teuer. So hat LG Ende 2021 einen Monitor in den Handel gebracht, der mit 31,5 Zoll Diagonale keine TV-Dimensionen mehr hatte, aber seinerzeit 3250 Euro kostete. Der 4K-Monitor OLED Pro 32EP950-B nutzt ein OLED-Panel des japanischen OLED-Spezialisten JOLED. Inzwischen gibt es den OLED Pro für etwa 2100 Euro. Asus hat mit dem ProArt PA32DC ein Pendant mit gleichem OLED-Panel, der aktuell happige 4000 Euro kosten soll

LGs 4K-Monitor OLED Pro 32EP950-B nutzt ein 32-zölliges OLED-Panel von JOLED.

Schon 2018 präsentierte Asus auf der CES den ProArt PQ22UC, ein 21,6-zölliges OLED mit klappbarem Standfuß. Dieser ProArt kam nie richtig in den Handel, schwirrt aber noch heute in Preissuchmaschinen für horrende Preise. Gleiches gilt für den 27-zölligen OLED Pro 27EP950-B von LG. Er nutzt wie die beiden Asus-Monitore ein Panel von JOLED, was die schlechte Verfügbarkeit erklären dürfte.

JOLED bringt die organische Schicht im Druckverfahren auf, das ähnlich wie Tintendruck funktioniert. Das Drucken organischer Displays ist theoretisch sehr preiswert, in der Praxis scheint es aber doch nicht so einfach. Jedenfalls kann JOLED bis heute keine großen Stückzahlen seiner beeindruckenden OLED-Panels liefern. Inzwischen munkelt man sogar, dass der 2015 von Japan Display, Panasonic und Sony gegründete Jont Venture kurz vor dem Bankrott steht. Die Ausbeute an funktionsfähigen Panels in der Fertigung ist offenbar weiterhin mäßig.

Die Display-Sparte von LG selbst hatte sich zunächst komplett auf große OLED-Panels ab 55 Zoll Diagonale spezialisiert. Inzwischen hat LG Display aber nachgelegt und bietet nun auch 48 und 42 Zoll kleine OLED-TVs an. Für den herkömmlichen Schreibtisch sind 1,07 m Diagonale (42 Zoll) und erst recht 1,20 m (48“) allerdings arg groß. Asus (ROG Swift PG42UQ und PG48UQ), Gigabyte (Aorus FO48U) und LG (UltraGear 48GQ900-B) bieten dennoch OLED-Monitor in diesen Größen an. Die Riesenschirme sind vor allem für Gamer gedacht.

Der 42-zöllige OLED-Monitor Evnia 42M2N8900 nutzt das WOLED-Panel von LG

Im Gaming-Segment sehen auch andere Hersteller die größten Chancen für die teure OLED-Technik. Hinzu kommt, dass sich mit Samsung Display nun ein weiterer Panelproduzent an die TV- und Monitorgrößen herangewagt hat. Dell debütierte mit dem 34-zölligen Alienware AW3423DW mit Samsungs QD-OLED-Technik. Samsung zieht jetzt selbst nach: Der Odyssey OLED G8 G85SB soll ab Mitte Dezember für einen noch nicht genannte Preis in den Handel kommen. Jüngst stellte Philips eine neue Gaming-Marke namens Evnia vor, die bei Monitoren ebenfalls auf OLED-Technik setzt: Sie umfasst sowohl einen 42-zölligen Monitor mit LGs WOLED-Technik also auch einen 34-zölligen Monitor in Samsungs QD-OLED-Technik.

In den kleineren Monitoren sitzt ein leicht gebogenes QD-OLED-Display mit 1800R Biegeradius und 3440 × 1440 Pixel (21:9) auf 34 Zoll Diagonale. Dells AW3423DW mit diesem Display überzeugte in unserem Test bei Kontrast und Farbdarstellung. Das QD-OLED-Panel zeigt aber technisch bedingt Farbsäume an allen kontraststarken Kanten. – was nicht jedem auffällt und bei Spielen kaum zutage tritt, im normalen Desktop-Betrieb aber nervt. Bei den OLED-Monitor mit 42-zölligem WOLED-Panel stört dagegen die schiere Größe auf normalen Schreibtischen.

Nun will LG offenbar ebenfalls OLED-Panels mit kleinerer Diagonale produzieren: Sie soll zwischen 20 und 30 Zoll liegen. Dies wäre ein Ersatz für die Monitore mit JOLED-Panels, die für Designer, Fotografen und DTPler interessant waren. Für Gamer könnte ein 27-zölliges OLED-Display eher klein wirken. Zumal allenfalls sehr ambitionierte Gamer bereit sind, die in dieser Größe deutlich höheren Kosten für OLED-Technik zu schultern. Wer nur ab und an ein bisschen zockt, wird dafür nicht 500 Euro mehr auf den Tisch legen als für einen guten LCD-Monitor.

Der 34-zöllige OLED-Monitor Evnia 34M2C8600 nutzt das QD-OLED-Panel von Samsung

Genau hier ist das Dilemma für die OLED-Hersteller: Bei den Notebooks werden für Premiumgeräte ohnehin hohe Preise aufgerufen. Bei den Fernsehern verlaufen die von Anwendern akzeptierten Grenzen in Stufen: Einstiegsgeräte kosten deutlich unter 1000 Euro, Mittelklasse zwischen 1000 und 1500 Euro und in der Oberklasse werden locker über 2000 Euro fällig. Monitorkäufer schauen dagegen sehr genau auf die Preise und da ist mit OLED-Panels derzeit unter 500 Euro nichts zu machen.

Auf der Drucktechnik lagen bislang große Hoffnungen, denn sie hat mehrere Vorteile: So reduziert sie die Menge an organischem Material auf das Notwendigste – bei den sonst üblichen Abscheideverfahren wird viel Material aufgetragen, das beim Strukturieren wieder entfernt werden muss. Und die Technik ist im Prinzip sehr einfach größenskalierbar, es muss lediglich ein passender Schlitten für den Druckkopf her. Damit ließen sich die gedruckten OLEDs auch kostengünstig im Rolle-zu-Rolle-Verfahren produzieren. Theoretisch jedenfalls. Das hat sich am Beispiel von JOLED bisher allerdings nicht bewahrheitet.

So wird sich die Situation wohl erst entspannen, wenn die beiden Schwergewichte LG Display und Samsung Display verstärkt in den Monitorbereich einsteigen. Oder die chinesischen Hersteller die OLED-Wende hinbekommen, wonach es aktuell noch nicht aussieht. Vielleicht macht LG Displays ja in diesem Jahr den ersten Aufschlag und Samsung kündigt zur CES im Januar neue OLEDs an.

(uk)