LCD-TV von Aldi im Kurztest

Der heute in den Aldi-Nord-Märkten angebotene 32-zöllige Flachbildfernseher MD20132 von Medion hält nicht das, was die Werbung verspricht.

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Seit heute bietet Aldi-Nord einen 81-cm-Flachbildfernseher (32") für 999 Euro an; vor zwei Wochen stand das Gerät bereits bei Aldi-Süd in den Läden. Aldi bewirbt den Medion MD30132 als LCD-TV der Spitzenklasse und anhand der Spezifikationen möchte man dem (fast) Glauben schenken. Das Gerät nutzt 1366 x 768 Pixel, besitzt einen analog-digitalen DVI-I-Eingang mit HDCP-Kopierschutzunterstützung und kann über seine Scart-Buchsen PAL-konforme Videosequenzen sowie hochaufgelöste Komponentensignale darstellen. Laut Aldi-Website ist es damit HD ready und empfiehlt sich deshalb auch als Großbildschirm für alle Fußballfans. Wir wollten genauer wissen, wie es um die Darstellung im TV-Betrieb, am DVD-Player und am PC bestellt ist -- und natürlich, ob das MD30132 das offizielle Logo "HD ready" zu Recht trägt.

TV total

Die Installation im TV-Betrieb verlief problemlos, der Senderscan war nach knapp vier Minuten erledigt, anschließend ließen sich die Sender komfortabel in die gewünschte Reihenfolge bringen. Dank zwei integrierter Kabeltuner kann man am Bildschirm zwei Fernsehprogramme gleichzeitig betrachten oder aus einer Miniaturansicht von zwölf Programmen eines auswählen. Das übersichtliche On-Screen-Menü lässt sich intuitiv bedienen. Die Fernbedienung erlaubt den Direktzugriff auf alle wichtigen Parameter, wobei das Gerät vorbildlich schnell auf Tasteneingaben reagiert. Über vier Tasten kann man zwischen Scart, TV und PC auswählen, die an den beiden Scart-Eingängen anliegende Videosignale (RGB, YUV-Komponente, Composite- und S-Video) erkennt das LCD-TV automatisch. Zusätzlich gibt es an der Displayfront zwei Videoeingänge (Composite-, S-Video) sowie Audioanschlüsse. Als kleines Schmankerl werden über das Menü vier Spielhallenklassiker (Tetris, Snake, Scramble, Phoenix) angeboten, die man direkt am LCD mit der Fernbedienung spielen kann.

Das TV-Bild war nach ein paar Korrekturen farblich ausgewogen, auch Hauttöne stimmten, nur sehr helle Bereiche wirkten weiterhin etwas überstrahlt. An bewegten Kanten zeigten sich deutliche Kämme, manchmal zerfiel das Bild auch kurzzeitig. Davon abgesehen erledigt der integrierte Deinterlacer seine Arbeit jedoch ordentlich. Laufschriften der Nachrichtensender laufen glatt über den Schirm, und auch wenn die Buchstaben etwas ausbluten und bunt flirren, sind sie jederzeit gut lesbar. Bewegte feine Strukturen bereiteten dem MD30132 dagegen einige Probleme: Beim Schwenk über Rasenflächen bleibt vom Rasen nicht mehr viel übrig.

Schaltgeschwindigkeit

Das liegt allerdings auch an der eher lahmen Schaltgeschwindigleit des Displays: Insbesondere Helligkeitswechsel von Schwarz zu helleren Grautönen (respektive helleren Farben) dauerten mit bis zu 90 ms ungewöhnlich lang. Im Mittel lag die Grauschaltzeit bei 28 ms (Helligkeitsanstieg) respektive 10 ms (Abfall). Insgesamt ermittelten wir im Labor mäßige 22 ms für Schwarzweißwechsel (Bildaufbauzeit nach ISO 13406-2) und gemittelte 38 ms für alle Grauwechsel (Anstieg plus Abfall).

Bei eingeschaltetem Bildparameter "perfect clear" steigerte sich das Display bei Grauwechsel immerhin auf 15,3 ms (Helligkeitsanstieg) respektive 8 ms (Helligkeitsabfall) -- die versprochenen 8 ms grey-to-grey gelten demnach nur für den Wechsel zu dunkleren Grautönen und kennzeichnen mitnichten die Bildaufbauzeit des Displays. Auch der versprochene Kontrast von 1000:1 läuft mit den von uns gemessenen 307:1 keineswegs konform. Die Darstellung war deshalb aber nicht kontrastarm, sondern auch dank der hohen Helligkeit und der recht satten Grundfarben angenehm leuchtstark. Da die Winkelabhängigkeit gering ist, verblasst das Bild erst bei sehr schrägem Blick auf den Schirm.

Am PC

Ein echtes Ärgernis ist das Medion-Display dagegen am PC: Seine physikalische Auflösung von 1366 x 768 Pixeln kann es weder analog noch digital eingespeist einwandfrei wiedergeben. Es scheint, als ob alle Signale stets analog in 1024 x 768 Bildpunkte gewandelt und anschließend auf die volle Schirmfläche umgerechnet werden. So wirkte die Darstellung sowohl analog als auch digital -- beide Signalarten nimmt das Display über seinen analog-digitalen DVI-Eingang entgegen -- stets unscharf. Schrift wird erst ab etwa 24 pkt halbwegs lesbar und an Surfen, Mailen oder Spielen ist eigentlich gar nicht zu denken. Bei Analogeinspeisung entsteht zudem ein unschönes Moiree, das zu einer optisch verzerrten Geometrie führt. Eine automatische Synchronisation gibt es nicht, und auch nach manueller Anpassung der Frequenz-, Phasen- und Bildlage blieb es bei einem unruhigen Flirren. Feine Grauverläufe gerieten etwas bunt, sehr helle Töne löste das Display nicht mehr auf. Die Schirmausleuchtung ließ ebenfalls zu wünschen übrig: Links war das Bild dunkler, rechts heller und ein weißer Schirm erhielt einen leichten Rotstich.

Video digital und kopiergeschützt

Am Digitalausgang des DVD-Players konnte die Darstellung trotz der genannten Schwächen überzeugen: Vollbilder mit 720p (1280 x 720 Bildpunkte, progressive) gelangen sauber, mit ansehnlichen Farben und einer guten Bildtiefe auf den Schirm. Allenfalls der Hang zu einem leichten Grünstich und die daraus resultierenden grünlichen Schatten an kontrastreichen Kanten störten hier etwas. Auch bei hochaufgelöste Halbbilder im Zeilensprungverfahren (1920 x 1080 Bildpunkte, interlaced) glänzte das Display mit sehr fein gezeichneten Strukturen und ausgewogenen Hauttönen. Allerdings schillerten hier die MPEG-Artefakte ziemlich bunt und vor allem flirrten sie heftig. Ein unangenehmes Zeilenflimmern machte sich an allen feinen, im Hintergrund liegenden Strukturen bemerkbar. Besonders deutlich trat dies im 1080i-Modus bei 50 Hz zu Tage -- hier zitterte stets die obere Bildkante. Offenbar macht dem Display die Umwandlung der angelegten 50 Hz auf die 60-Hz-Panelfrequenz zu schaffen, denn auch vertikale Kanten flackern bei Kameraschwenks stark. Wobei dem Gerät das Deinterlacing an sich recht gut gelingt - Kammartefakte sieht man jedenfalls keine.

Im analogen Videobetrieb

Analoge Videosignale akzeptiert das Medion-TV über seine beiden Scart-Eingänge sowie an zwei AV-Ports (Composite und S-Video sowie Audio) an der Displayfront. Wir übermittelten RGB- und Komponentensignale per Scart vom DVD-Player. YUV-Signale kann man nur an Scart 1 einspielen und nicht wie im Handbuch behauptet an beiden Scart-Eingängen. Außerdem benötigt man dazu einen Adapter, der ärgerlicherweise nicht zum Lieferumfang des Medion-Geräts gehört. Wir fütterten das Display zunächst mit PAL-konformen Signalen in 576i (Halbbilder mit 720 x 576 Bildpunkten im Zeilensprungverfahren, 50 Hz interlaced). Während horizontale Kanten hier bei Kameraschwenks nur leicht flimmerten, flackerten vertikale Kanten wieder unangenehm stark. An bewegten Diagonalen zeigten sich wie im TV-Betrieb leichte Kämme.

Per YUV an Scart 1 lieferten wir dem Gerät zudem Vollbilder mit 720 x 576 Bildpunkten (576p, progressive) sowie hochaufgelöste Komponentensignalen in 720p und 1080i. Die beiden Letztgenannten muss es gemäß HD-ready-Spezifikation sowohl mit 50 Hz als auch mit 60 Hz akzeptieren -- was es nicht tat: Mit 60 Hz konnte der Flachbildfernseher bei 720p und 1080i gar nichts anfangen: Das Bild zerriss bis zur Unkenntlichkeit. Offenbar hat Medion das HD-ready-Logo zu Unrecht auf den Karton des MD30132 gedruckt und Aldi dies übereifrig auf seine Website übernommen. Das ist umso ärgerlicher, als "HD ready" heute als Qualitätssiegel gilt. Denn schließlich ist das Logo eine Art Garantie, dass man mit dem TV im kommenden Jahr beispielsweise die Fußball-WM (über Premiere) in bestmöglicher Qualität -- nämlich in hoher Auflösung -- bejubeln kann.

Audio

Die Audioleiste ist beim Medion-TV unter dem Display befestigt, wodurch das Fernsehgerät weniger Stellfläche beansprucht. Die Lautsprecher klingen ohne Klangbeeinflussung etwas hart und höhenbetont ohne Volumen in den Tiefen. Mit zugeschalteter Loudness bekommt der Sound bei geringen Lautstärken mehr Bässe und klingt recht ausgewogen. Dreht man die Lautstärke jedoch hoch, beginnen die Lautsprecher heftig an zu verzerren. Das kann man zwar mit der automatischen Pegelanpassung verhindern, doch dann hört man selbige pumpen.

Summa Summarum

Der Flachbildfernseher vom Nahrungsmitteldiscounter ist eine Mogelpackung: Das Logo HD ready trägt der MD30132 zu Unrecht. Die flackernden Vertikalen und die flirrenden Strukturen bei hochaufgelösten Videosignalen am Digitaleingang dürften Videofans ziemlich stören. Da die Bildqualität am PC trotz Digitaleinspeisung mehr als bescheiden bleibt, kann man einen großen Vorteil der LCD-TVs -- ihren Mehrfachnutzen als TV-, Video- und PC-Bildschirm -- nicht auskosten. Auch wenn der Preis von knapp 1000 Euro derzeit fast unschlagbar ist, muss man vom Kauf eigentlich abraten. Wer demnächst HDTV genießen möchte, kann sein Geld zukunftsträchtiger investieren. (uk)