Land Berlin will Zukunftstechniken stärken

Für die wichtigsten Bereiche der Forschung haben Senat, Unternehmensverbände und die Technologiestiftung Berlin "Masterpläne" mit strategischen Zielen für die nächsten zehn Jahre vorgestellt.

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Von
  • Jürgen Kuri

Zukunftstechniken sollen im Land Berlin künftig noch stärker ausgebaut werden als bisher. Für die wichtigsten Bereiche der Forschung haben Senat, Unternehmensverbände und die Technologiestiftung Berlin am heutigen Mittwoch "Masterpläne" mit strategischen Zielen für die nächsten zehn Jahre vorgestellt. Im Mittelpunkt stehen Biotechnologie, Medizintechnik, Informationstechnik, Optik und Verkehrstechnik. Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) sagte laut dpa, Berlin könne im globalen Wettbewerb nur durch Innovationen bestehen. Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht die Chancen Berlins unter anderem in der Zukunftstechnik.

Zu den in den Plänen für Informations- und Kommunikationstechnologien, Biotechnologie und Biomedizin, Medizintechnik, Verkehr und Mobilität, Optische Technologien und die Gesundheitsregion Berlin formulierten Zielen zählt beispielsweise der Ausbau bei Breitband-Zugängen, Unterstützung für die Wimax-Einführung in Berlin und die Förderung von DVB-H. Hinzu kommen etwa Vorhaben bei der Förderung der Verkehrstelematik und Verkehrslogistik unter Einbeziehung von GPS und Galileo und der Ausbau der Region Berlin-Brandenburg zur "dritten Luft- und Raumfahrtregion in Deutschland nach München und Hamburg/Bremen". Auch beispielsweise die Entwicklung von optischen Zugangsnetzen für Endkunden (Fiber to the Home FTTH) ist in den Masterplänen beschrieben.

"Wir müssen uns auf die Wachstumsfelder der Zukunft konzentrieren", betonte Wolf laut einem dpa-Bericht. Nur hier sei überdurchschnittliches Wachstum bei Umsätzen und Beschäftigtenzahlen gegeben und weiter zu erwarten. Bereits im laufenden Jahr richte sich die Förderpolitik auf diese Branchen aus. Von 96 Millionen Euro Wirtschaftsförderung würden 78 Millionen an die Zukunftstechnologien vergeben. Wolf räumte ein, bisher habe es an "detaillierten Strategien" für die Unterstützung gemangelt. Mit den nun vorgestellten "Masterplänen" seien nun Verantwortliche und Ziele in Form "überprüfbarer Meilensteine" festgelegt worden. Als Beispiele nannte er den Aufbau eines Zentrums für Protonentherapie und eines Gesundheitsportals. Für den IT-Bereich sei als Ziel definiert, dass das Wachstum in Berlin über dem Wachstum des Bundesdurchschnitts liegen solle.

Der Wirtschaftssenator gestand ein: "Die Umstrukturierung ist kein gemütlicher Spaziergang auf geradem Weg." Veränderungen – wie etwa der Personalabbau bei der Uniklinik Charité – seien nicht ohne Konflikte zu gestalten. Das Vorstandsmitglied von Schering, Günter Stock, nannte die Masterpläne eine "praktische Zusammenfassung vorhandener Elemente". Zum ersten Mal würden vier verschiedene Senatsverwaltungen, die Unternehmensverbände IHK und Handwerkskammer sowie die Investitionsbank IBB gemeinsam über einen langen Zeitraum von der frühen Forschung bis zur Wertschöpfung am Ende zusammenarbeiten.

In der Zukunftstechnik und im Dienstleistungsbereich zeigt die Wirtschaft laut DIW eine kräftige Dynamik. Zu den Gewinnern zählten außerdem Medien und Tourismus sowie unternehmensbezogene Dienste wie Softwareentwicklung und Werbung, meinte das DIW. Insgesamt sei Berlin aber mit seiner wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren weit hinter anderen deutschen Großstädten zurückgeblieben. Allein von 1998 bis 2004 habe der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten um acht Prozent abgenommen. In München und Frankfurt/Main habe er dagegen um fünf beziehungsweise drei Prozent zugelegt. Als Grund für den Rückstand Berlins nennt das DIW die jahrzehntelange Isolation der Hauptstadt von europäischen und globalen Märkten. (jk)