Laue Stimmung erwartet Telekom Austria an der Börse

Die Nachfrage vor allem von privaten Kleinanlegern nach Aktien der Telekom Austria hat sich im Vorfeld des Börsengangs in engen Grenzen gehalten.

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Von
  • Giovanni Facchini
  • dpa

Der österreichische Telekommunikationsmarkt steht vor einschneidenden Veränderungen: An diesem Donnerstag gibt die Telekom Austria die Preisspanne für ihre Aktien bekannt, die ab 21. November an den Börsen Wien und New York in den Handel kommen sollen. Außerdem fällt der Startschuss zur Versteigerung der UMTS-Lizenzen in Österreich. An ihr beteiligen sich sechs Bewerber, darunter die zur Telekom Austria gehörende Mobilkom Austria und die österreichische Tochter der Deutschen Telekom, max.mobil.

Der Börsengang der Telekom Austria ist die bisher größte Aktienemission in der Geschichte des Landes. 25 Prozent des bisher zu 75 Prozent staatlichen Unternehmen kommen auf den Markt. In den nächsten Jahren soll nach den Plänen der rechtskonservativen Regierung auch der verbleibende Telekom-Staatsanteil von 50 Prozent an die Börse gebracht werden. Die Telecom Italia ist bereits mit 25 Prozent am Unternehmen beteiligt.

Obwohl für die Telekom-Aktie als "Volksaktie" geworben worden ist, wollte kein echte Börsenfieber unter den zum Großteil als "Aktienmuffel" geltenden knapp acht Millionen Österreichern ausbrechen. Von den 125 Millionen Telekom-Aktien, die ausgegeben werden, dürften daher nach Einschätzung von Branchenkennern bis zu 90 Prozent an Fonds und andere institutionelle Investoren gehen.

Dabei dürfte der Ausgabepreis angesichts des deutlich schwächer gewordenen Umfelds für Telekom-Aktien extrem niedrig gehalten werden. Ein Misserfolg des Börsenganges hätte unabsehbare Folgen für die in den vergangenen Jahren ohnehin vor sich hin dümpelnde Wiener Börse, lautet die einhellige Meinung aller Beteiligten. Nach inoffiziellen Angaben soll eine Aktie der Telekom Austria nur zwischen neun und zwölf Euro kosten. Dies ist verglichen mit den ursprünglich erwarteten mindestens 15 Euro geradezu ein Schleuderpreis.

Der niedrige Ausgabekurs wird weit weniger als die erhofften 30 Milliarden Schilling in die Kassen von Finanzminister Karl-Heinz Grasser spülen. Doch der österreichischen Regierung bleibt keine andere Wahl, als den Börsengang durchzuziehen. Sie sieht ihn nämlich als Auftakt für die Privatisierung weiterer Staatsbeteiligungen.

Die Vorbereitungen zum Börsengang sind jedoch nicht völlig reibungslos verlaufen. Zuerst war der alte Telekom-Vorstand aus Protest gegen die seiner Ansicht nach überstürzte Privatisierung zurückgetreten. Dann kritisierte auch die Telecom Italia als Miteigentümer das Vorgehen der Österreicher. Die Italiener hatten 1998 ihre Aktien zu einem Preis von 15 Euro gekauft. Nach österreichischen Medienberichten bestehen sie auf einer Entschädigung, sollte der Börsengang zu einem allzu niedrigen Preis erfolgen. Dies würde den ohnedies mageren Erlös für den österreichischen Staat weiter schmälern.

Die zeitgleich mit dem Börsengang stattfindende UMTS-Auktion ist für den österreichischen Finanzminister ebenfalls ein zweischneidiges Schwert. Er will mindestens 20 Milliarden Schilling durch die Versteigerung einnehmen – doch ein allzu hoher Preis für die Lizenzen wäre wiederum von Nachteil für den Telekom-Börsengang. (Giovanni Facchini, dpa)/ (chr)