Lawrence Lessig veröffentlicht Code v2

Der Stanforder Rechtsprofessor, Vordenker eines neuen Umgangs mit geistigem Eigentum, hat die über ein Wiki kollaborativ überarbeite 2. Auflage von "Code and Other Laws of Cyberspace" über die drohende Totregulierung des Internet freigegeben.

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Der Stanforder Rechtsprofessor Lawrence Lessig hat die über ein Wiki kollaborativ überarbeite zweite Auflage seines Klassikers "Code and Other Laws of Cyberspace" über die drohende Totregulierung des Internet zum Download und Kauf freigegeben. Interessierte können die neue, englischsprachige Version mit ihrem eindringlichen Appell zur vorausschauenden Wahrung von Netzfreiheiten auf einer gesonderten Website unter der Lizenz "Creative Commons Attribution-ShareAlike 2.5" kostenlos herunterladen oder in Druckform bei Online-Shops zu einem Preis zwischen knapp 13 und 16 US-Dollar bestellen. Die Vertragsform erlaubt es, das Werk zu kopieren, zu verteilen, anzuzeigen und aufzuführen sowie abgeleitete Arbeiten zu erstellen. Eine eingeschränkte kommerzielle Nutzung ist möglich, wenn die Namen der Autoren genannt und Abwandlungen des Werkes wieder unter der gleichen Lizenz veröffentlicht werden.

Die Originalfassung des auf deutsch unter dem Titel "Code und andere Gesetze des Cyberspace" herausgekommenen Buchs erschien bei Basic Books 1999, also mitten in Zeiten des ersten großen Internet-Hype und seiner neoliberalen Blüten mit dem Aufruf an Politiker: "Hände weg vom Netz". Lessig, Vordenker eines neuen Umgangs mit geistigem Eigentum, zeigte in dem viel zitierten Band auf, dass die Regulierung des Cyberspace bereits grundlegend durch Standards, Software und Hardware erfolgt. Auf dieser Ebene werden seiner Ansicht nach durchaus politisch steuerbare Entscheidungen getroffen.

"Es ist ein weit verbreiteter Glaube, dass der Cyberspace nicht reguliert werden kann, weil seine Grundstruktur immun gegen die Kontrolle von Regierungen sei", schrieb Lessig. Der Forscher warnte daher davor, die technische Entwicklung allein der Wirtschaft zu überlassen und etwa Techniken zum Schutz des geistigen Eigentums einzuführen, die nur kurzfristige Profitinteressen sichern. Offenheit, Freiheit und Kreativität sind für Lessig die Eigenschaften des Internet, die technisch und rechtlich gesichert werden müssen. Diese Werte und Normen in den "Code" beziehungsweise in die Architektur des Cyberspace einzubauen, ist für ihn auch eine wichtige Aufgabe des Staates. In der überarbeiten Auflage schreibt Lessig nun, "die Idee – und selbst der Wunsch –, dass das Internet unreguliert bleiben sollte, ist verschwunden". Daher hätte er nun ein ganz neues Buch schreiben oder die erste Ausgabe so überarbeiten können, um sie wieder passend und lesbar zu machen. Mit der Entscheidung für Letzteres bleibe die Struktur und die Argumentation der erste Ausgabe erhalten, aber er habe das Umfeld einzelner Beispiele angepasst.

Lessig setzt mit der weitgehend freien Veröffentlichung der Neuauflage sowie seiner anderen Werke seine "Lehre" selbst in die Praxis um. Er ist zudem die treibende Kraft hinter der "Creative Commons"-Bewegung (CC). Mit diesen Lizenzformen will die Organisation einen großen Pool an Medieninhalten schaffen, die komplett oder für nicht-kommerzielle Zwecke zum freien Download und zum Remixen freigegeben sind. Anders als beim Urheberrecht oder beim Copyright US-amerikanischer Prägung behalten sich die Künstler bei CC nur einige ihrer Rechte vor, während sie die Nutzungsmöglichkeiten für Dritte erhöhen. Zum Start von Code v2 weist der Professor nun auch darauf hin, dass die CC-Trägerinstitution bereits 185.705 US-Dollar an Spenden eingenommen hat in ihrer aktuellen Fundraising-Aktion. Bis Ende des Jahres soll die Summe auf 300.000 Dollar anwachsen. Das "Code-Buch" wird nach Lessigs Ankündigung ebenfalls fortentwickelt, wozu er bald ein neues Wiki aufsetzen möchte. (Stefan Krempl) / (jk)