Leipziger Buchdetektive streben auf US-Markt

Per Internet spürt die Bibliotheksservice AG oft in kürzester Zeit Fachliteratur auf, die andere manchmal jahrelang vergebens gesucht haben.

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Von
  • Sabine Fuchs
  • dpa

Scheinbar unlösbare Fälle aus aller Welt sind das Metier der Bibliotheksservice AG (LSL/Leipzig). Per Internet spüren sie oft in kürzester Zeit Fachliteratur auf, die andere manchmal jahrelang vergebens gesucht haben. Einer der jüngsten Fälle der Kriminalisten war ein Auftrag des weltgrößten Pharmaherstellers Pfizer Inc. Der US-Konzern hatte seit 1995 erfolglos ein Fachbuch über das chemische Element Phosphor gesucht.

Die Leipziger stöberten das 1976 in den USA erschienene Werk in einer australischen Bibliothek auf, ließen es in Hessen nachdrucken und lieferten "The Chemistry of Phosphorus" an Pfizer. "Wir wollen Schritt für Schritt den amerikanischen Markt erobern", sagte LSL-Vorstand, Jürgen Tschirner. Dazu habe das Unternehmen im Herbst 2000 eine Schwestergesellschaft in Boston gegründet. Zu den amerikanischen Kunden gehören mittlerweile der Computerhersteller NEC, die US-Tocher von Bayer sowie die Energiekonzerne ExxonMobil und Saudi Aramco. Für letzteren baute die Leipziger Firma dessen durch einen Brand zerstörte Bibliothek neu auf. Die spezielle Suche nach Fachliteratur hat LSL in den USA zum Patent angemeldet.

Jüngster US-Kunde ist die Gillette Corp., mit der ein Vertrag über das Erstellen neuer technischer Lösungen geschlossen wurde. Er sieht die Installation von Technik vor, die ein komfortables Finden und Bestellen von Fachinformationen von jedem Arbeitsplatz aus ermöglicht. "Wir haben bislang etwa 40 Industrieunternehmen aus dem S&P 500 Index als Partner in Nordamerika", sagte Tschirner. Vom Auftritt auf einer Fachmesse für Spezialbibliotheken in Los Angelos Anfang Juni verspricht er sich weitere Aufträge und Partnerschaften. LSL sei das einzige deutsche Unternehmen, das daran teilnimmt, sagte der Vorstand.

500 Großkunden hat das seit 1991 bestehende Leipziger Unternehmen derzeit. Zehn werden im Deutschen Aktienindex DAX und vier im EuroSTOXX, dem Index für die 50 bedeutendsten europäischen Standardtitel, gehandelt. Auf Lieferquellen in mehr als 120 Ländern kann LSL zurückgreifen.

Der Umsatz von LSL betrug im vergangenen Jahr 4,7 Millionen Euro, in diesem Jahr sollen es 6,1 Millionen Euro werden. Eine Rendite von drei Prozent nach Steuern wird angestrebt. Die Schwester in Boston soll in diesem Jahr aus der Verlustzone heraus und einen Umsatz von einer Million US-Dollar erwirtschaften. Im Jahr 2003 soll auch dort ein Gewinn erzielt werden. (Sabine Fuchs, dpa) / ()