Lieferando: Kuriere erhalten mehr Lohn, Smartphones und Fahrräder

Der garantierte Stundenlohn steigt beim Lieferando-Lieferservice auf 11 Euro, dazu gibt es unter anderem Dienst-Mobiltelefone inklusive Daten-Flatrate.

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(Bild: Cineberg/Shutterstock.com)

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Lieferando bessert bei den Beschäftigungsstandards nach: Der Lieferdienst hat am Montag angekündigt, die Löhne für seine rund 10.000 Kuriere erhöht zu haben und deren Ausstattung mit der Option für ein Dienst-Smartphone und -Fahrrad zu erweitern. Der garantierte Stundenlohn soll demnach vom derzeitigen bundesweiten Durchschnitt von 10,50 Euro auf 11 Euro steigen. Dies ermögliche inklusive Boni, digitaler Trinkgelder und Pauschalen Verdienste von bis zu 18 Euro pro Stunde. Bisher lag dieser Höchstwert bei 16,50 Euro.

Die erhöhte Basiszahlung gilt seit dem 1. Januar. Sie verschafft Lieferando-Fahrern laut dem Unternehmen knapp zehn Prozent höhere Verdienste. Dies gelte unabhängig davon, "wie viel diese ausliefern, ob sie gerade auf eine Bestellung warten, krankgeschrieben oder im Urlaub sind". Schon das garantierte Lohnniveau liegt damit über dem von zum Beispiel Servicekräften in der Gastronomie. Generell würden so "weiterhin deutlich höhere Durchschnittsverdienste" möglich. Lieferando-Fahrer hatten bei Protesten in Nürnberg im November aber 15 Euro je Stunde gefordert. Das Bundesarbeitsgericht hatte im November vergangenen Jahres Lieferdienste dazu verpflichtet, Fahrrad und Mobiltelefon als Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen – oder aber eine Entschädigung für die Nutzung eigener Geräte zu zahlen.

Allgemein soll der Mindestlohn hierzulande eigentlich bis Jahresende auf 10,45 Euro steigen. Dies hatte zumindest die Mindestlohnkommission beschlossen, in der Vertreter von Arbeitgebern und Gewerkschaften sitzen. Das neue Ampel-Regierungsbündnis will den Mindestlohn im laufenden Jahr aber außerplanmäßig auf zwölf Euro anheben. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat dazu in "einigen Tagen, Wochen" ein entsprechendes Gesetz angekündigt. Der SPD-Politiker unterstrich, dass dieses Vorhaben noch 2022 umgesetzt werden soll. Arbeitgeber und wirtschaftsnahe Kreise lehnen die Initiative aber als Verstoß gegen die Tarifautonomie ab.

Zwischen Februar und Ende März will Lieferando zudem mehr Arbeitsmittel stellen und dabei nach eigenen Angaben die Branchenstandards ebenfalls übertreffen. Ergänzend zu ihrer fast 20-teiligen Ausstattung sollen alle Kuriere demnach ein Angebot zur dienstlichen Nutzung eines Smartphones mit Daten-Flatrate erhalten. Dieses sei "wasserdicht und stoßfest". Die Option beinhalte einen Wartungs- und Schadensservice, dessen Kosten ebenfalls der Konzern trage.

Alle Kuriere sollen zudem gestellte Räder nutzen können, zum Ende des 1. Quartals hin auch in Städten ohne Fahrradlager. Die Mitarbeiter sollen dabei frei wählen können zwischen einem vom Arbeitgeber gestellten Fahrrad, einem Leasing-Rad oder "ihrem eigenen Vehikel". Die beiden letzten Optionen will Lieferando durch eine lohnergänzende Kilometerpauschale kompensieren. Leasing-Räder sollen Fahrer zudem vergünstigt und inklusive Wartungsservice beziehen. Dieses Modell erlaubte ihnen auch die private Nutzung von kostendeckend subventionierten Elektro-Fahrrädern.

"Unsere Kuriere leisten eine hervorragende Arbeit für unsere Restaurantpartner und Kunden", begründete Alexander Linden, Deutschlandmanager von Lieferandos Logistikservice Takeaway Express, den Schritt. Man unterstützen sie dabei mit einem Gesamtpaket "aus einer unbefristeten Direktanstellung, erstklassigen Bezahlung und einzigartigen Ausrüstung". Damit erhöhe sich auch der Branchenstandard in Deutschland.

Das Unternehmen legt seit Längerem Wert darauf, nicht mit anderen Diensten der Gig-Economy in einen Topf geworfen zu werden und die EU-Initiative zum besseren Schutz von Plattformarbeitern zu befürworten: Fahrer seien regulär angestellt und umfassend versichert. Man arbeite weder mit selbständigen Kurieren noch mit Subunternehmern zusammen. Es gebe aber auch Kooperationen mit Restaurants. In diesen Fällen sei es theoretisch möglich, dass Lieferanten etwa ihre Arbeitsausrüstung selbst bezahlen müssten, was aber nicht durch Lieferando vorgegeben sei.

(tiw)