Linux 6.4 mit frühem Support für Apple M2 erschienen
Der neue Kernel bringt ersten Support für Apple M2 sowie bessere Leistung und optimierte Energieaufnahme bei AMD.
Das neue Release des Linux-Kernels erschien pünktlich nach sieben Release-Candidates, ohne weitere Sonderrunde. Nach routinierter Entwicklung in ruhigem Fahrwasser präsentiert sich Linux 6.4 als Wartungsrelease mit einem starken Fokus auf Verbesserungen für neue sowie Optimierungen für bestehende Hardware.
Linux-Support für Apple M2
Linux 6.4 bringt eine Reihe von Verbesserungen für Apples Silicon-Prozessor M1 sowie die ersten Treiber für M2 mit. Letztere sollen den Einsatz auf dem 2022 erschienenen MacBook Air und MacBook Pro sowie dem Mac Mini von 2023 ermöglichen. Die M2-Systeme sollen damit zukünftig die gleiche Unterstützung erfahren wie die M1-Systeme. Für M2 bringt der neue Kernel unter anderem Treiber für NVMe, PCIe, Watchdog, den Boot-Framebuffer für die Notebook-Displays sowie den Interrupt-Controller mit. Eine Gleichstellung mit M1 erreicht Linux 6.4 aber noch nicht.
Sorgenkind ist der neueste Mac Mini. Lediglich die über PCIe angebundene Ethernet-Netzwerkkarte funktioniert. WLAN und Bluetooth bleiben inaktiv. Sie können nur über den "System Management Controller" (SMC) angesprochen werden. Der SMC wird aber bislang von Linux nicht unterstützt.
Ein weiteres Problem ist der USB-Controller ASMedia xHCI des Mac Mini M2. Dieser benötigt eine proprietäre Firmware, die beim Booten nachgeladen wird. Das schafft Linux noch nicht. Zusätzlich bleibt der Bildschirm beim Mac Mini dunkel. Durch Apples Änderungen an der Display-Pipeline kann Linux die HDMI-Ausgabe im Bootloader nicht initialisieren. Der neue Mac Mini bleibt damit ein rein per SSH ansprechbarer Server.
Da auch der integrierte USB-Controller zickt sowie die integrierte Tastatur und das Trackpad bei den Notebooks nicht funktionieren, bleibt Linux 6.4 der produktive Einsatz auf den M2-basierten Macs derzeit verwehrt oder zumindest auf diesen stark eingeschränkt. Für Endnutzer ist Linux 6.4 auf diesen Systemen definitiv keine Option. Wer Linux auf Macs einsetzen will, sollte statt auf den Mainline-Kernel auf die speziell angepasste Distribution Asahi Linux samt deren Kernel setzen. Diese ist etwas weiter in der Hardware-Unterstützung und bietet schon mal einen Ausblick darauf, was später auch im Mainline-Kernel möglich sein könnte. Einen Überblick über die unterstützte Hardware bietet Asahi Linux auf GitHub.
Zeiger unter Aufsicht
Die in heutigen Systemen eingesetzten 64-Bit-Zeiger können bei Weitem mehr Speicherplatz adressieren als eine normale Anwendung aktuell oder je brauchen könnte. Daher haben sich auf mehreren Architekturen – allen voran ARM – Strategien etabliert, um den Zeigern einige Bits abzuluchsen und diese für andere Aufgaben zu nutzen. So lassen sich in diesen reservierten Bits beispielsweise Zeiger als gültig markieren, um so Bugs und Angreifern frühzeitig Einhalt zu bieten.
Intel legt mit dem "Linear Address Masking" (LAM) einen solchen Reservierungsmechanismus für seine Prozessoren vor. Linux 6.4 erlaubt nun den Einsatz von LAM. Das neue Feature erlaubt den Einsatz in zwei Modi, die sich in der Anzahl der abgeknappsten Bits unterscheiden. Einer gestattet das "Zweckentfremden" von sechs, der andere von 15 Bits.
Nutzen lassen sich dabei jeweils die höchstwertigen Bits der Adresse. Einzig das höchstwertige Bit bleibt außen vor. Dieses nutzt Intel nicht, da der Konkurrent AMD dieses Bit bereits zum Markieren von gültigen Userspace-Adressen nutzt. Konflikte sollen so vermieden werden.