Linux-Handheld für Analphabeten

Ein indisches Projekt will die benachteiligten Bevölkerungsgruppen der Entwicklungsländer von der IT-Revolution profitieren lassen.

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Von
  • Karsten Violka

Ein indisches Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die benachteiligten Bevölkerungsgruppen der Entwicklungsländer von der IT-Revolution profitieren zu lassen. Der "Simputer" ist ein kleines Gerät, das so ähnlich wie ein Palm aussieht, aber wesentlich einfacher zu bedienen ist. Der Mini-Rechner weist einige interessante Merkmale auf, etwa die Fähigkeit, englische Texte automatisch in verschiedene indische Dialekte zu übersetzen und dem Benutzer mit einer neu entwickelten Sprachausgabe-Software vorzulesen. Die Entwickler haben für diesen Zweck eine XML-Variante namens "Information Markup Language" entworfen.

Als Preis für das Gerät geben die Entwickler 9000 Rupien (ca. 230 Euro) an. Da dies für den geplanten Zweck immer noch viel zu teuer ist, ermöglicht es ein integrierter Smartcard-Leser, dass sich möglichst viele Menschen den Zugang zu einem solchen Gerät teilen können. Jeder Nutzer kann sich am Simputer mit einer persönlichen Karte identifizieren. Die Hardware soll mit einer Auflösung von 320 × 240 Punkten und 32 MByte Ram leistungsfähiger als die eines Palms sein. Als Betriebssystem wurde Linux gewählt; die Software sowie das Hardwaredesign veröffentlichten die Entwickler als Open Source unter der GPL.

The Simputer Trust will diese Geräte allerdings nicht selbst bauen, sondern Lizenzen an interessierte Hardware-Hersteller vergeben. Das Projekt orientiert sich stark an Vorbildern aus der Open-Source-Szene; es möchte verschiedene Firmen zur Kooperation bei der Entwicklung neuer Technologien motivieren, anstatt wie bisher "Zusammenarbeit als eine Form von Wohltätigkeit" zu sehen. Leider finden sich auf der Homepage des Projekts erst zwei relativ unbekannte Lizenznehmer. Die Idee könnte aber, nicht zuletzt aufgrund des zu erwartenden Prestigegewinns, interessant genug sein, auch größere Konzerne anzulocken.

Zurzeit scheinen sich viele Menschen darüber Gedanken zu machen, wie sich die Entwicklungsländer sinvoll mit IT versorgen lassen. Das zeigt auch das ähnliche brasilianische Projekt des "Volkscomputers" und die Idee, Spielkonsolen mit Linux als preiswerten Desktop-Computer umzunutzen. (kav)