Linux Mint 21.3: Viel Potenzial, wenig Konkretes

Linux Mint 21.3 ist erschienen. Die neue Version unterstützt Session des Grafikservers Wayland in Cinnamon und verbessert Desktop-Details.

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Screenshot des Desktops von Linux Mint

Der Desktop von Linux Mint ist sehr aufgeräumt.

(Bild: Screenshot / heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Gerhard Loschwitz

Galt Linux Mint einst als Nischendistribution einer kleinen Fangemeinde, hat das System sich längst zur ernst zu nehmenden Ubuntu-Alternative gemausert. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es Linux Mint ohne Ubuntu gar nicht gäbe. Mint ist schließlich ein Ubuntu-Derivat, das besonders auf die Verwendung auf Desktops hin optimiert ist. Nun ist Mint in der Version 21.3 erschienen -- die tatsächlichen Änderungen halten sich jedoch in Grenzen.

Noch die hervorstechendste ist, dass Mint 21.3 erstmals mit einer auswählbaren Session im Login-Manager daher kommt, die Cinnamon mit Wayland statt wie bisher mit X11 startet. Zeit war es, möchte man meinen: Schließlich liegt die X11-Entwicklung de facto seit Jahren brach und Wayland ist in vielerlei Hinsicht die deutlich bessere Option. Die Entwickler ersticken jede möglicherweise aufkeimende Euphorie jedoch im Keim. Keinesfalls solle man die Wayland-Option etwa auf produktiven Systemen nutzen. Das werde sich im kommenden Release-Cycle von Mint zudem auch nicht ändern, denn noch gäbe es bei der Wayland-Integration zu viele Baustellen. Echte Wayland-Unterstützung dürften Mint-Anhänger also frühestens 2026 erwarten. Für erste Experimente taugt die Wayland-Integration mit Cinnamon aber schon jetzt. Und eigentlich soll sich für Nutzer ja auch gar nicht viel ändern, steigen sie von X11 auf Wayland um -- letzterer besticht durch eine modernere Architektur und ist flotter, sorgt aber nicht für ein grundsätzlich anderes Nutzererlebnis.

Über die Wayland-Einführung hinaus verbessern die Entwickler ihr Produkt wie üblich im Detail. Der Unterbau auf Basis von Ubuntu 22.04 kommt zwar weiterhin mit einem etwas angestaubten Kernel 5.15 daher. Hier stellen die Mint-Entwickler aber eine Edge-Option in Aussicht, die bald verfügbar sein soll und einen aktuelleren Kernel von Ubuntu aus der 6er-Reihe liefern wird. Gerade auf Desktops kann dies das Zünglein an der Waage sein, was Support für moderne Hardwarekomponenten angeht.

Der Standard-Desktop Cinnamon 6 bietet nun zudem Unterstützung einer neuen Art der Erweiterung, im Mint-Sprech "Spices" genannt. Mittels "Actions" lässt sich nun nämlich das Kontextmenü etwa des Dateimanagers Nemo erweitern. Wer beispielsweise aus einem bestehenden Ordner ein bootbares ISO-Abbild bauen möchte, findet dafür eine entsprechende "Action" und gelangt schnell zum Ziel. Das ist praktisch und spart Zeit.

Die TV-Anwendung Hypnotix verbessern die Entwickler ebenfalls an etlichen Stellen. So haben Anwender jetzt die Möglichkeit, eigene Kanäle per Konfigurationsdialog in die App aufzunehmen, etwa Kanäle von YouTube. Obendrein bietet die neue Hypnotix-Version erstmals ein Management für Senderfavoriten. Diese sind dann auch über ein eigenes Menü direkt zu erreichen.

Wiedereingeführt hat Mint 21.3 die 75%-Skalierung des Desktops. Anders als bei HiDPI lässt sich mit dieser der Desktop auf besonders kleinen Displays verkleinert darstellen, was die Benutzung in vielen Fällen erleichtert. Der Grad der Durchsichtigkeit von Fenstern lässt sich in Cinnamon wieder per Tastaturkürzel festlegen. Verbessert haben die Entwickler auch die Steuerung des Desktops mit Gesten und die Kontext-Menüs der Trayicons, von denen einige nun eine mittlere Maustaste unterstützen und für diese ein separates Menü definieren können.

In Summe präsentiert sich Linux Mint 21.3 als robustes Update, das bestehenden Nutzern der Distribution ans Herz gelegt sei. Angst vor allzu großen Bröseln braucht man jedenfalls nicht zu haben. Die aktuellen ISO-Abbilder stehen auf der Linux-Mint-Webseite zum Herunterladen bereit.

Zuletzt erschien Linux Mint 21.2, Codename Victoria, im Juli des vergangenen Jahres. Die Aktualisierung beschränkte sich auf kleinere Verbesserungen und Fehlerkorrekturen.

(dmk)