Linux-Paketformat Snap wird zum Zankapfel zwischen Mint und Ubuntu

Ubuntu 20.04 setzt verstärkt auf das Paketformat Snap – zum Unmut des Linux Mint-Teams, das Snaps von Canonical an die eigenen Nutzer nicht ausliefern will.

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Linux-Paketformat Snap wird zum Zankapfel zwischen Mint und Ubuntu

(Bild: Screenshot / Collage)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Gerhard Loschwitz
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Gewaltig schief hängt der Haussegen derzeit bei Ubuntu und Mint. Letzteres ist bekanntlich ein Ubuntu-Derivat und bezieht einen großen Teil seiner Pakete direkt aus Ubuntu. In der Welt der Linux-Distributionen ist das nicht ungewöhnlich – Ubuntu selbst ist ja auch ein Derivat von Debian GNU/Linux. Ärger gibt es nun allerdings wegen des Canonical-Paketformats Snap: Das nämlich will den Köpfen hinter Mint Linux so gar nicht schmecken.

Anders als Pakete in Ubuntus klassischem "deb"-Format laufen Snap-Pakete auf jedem Linux-System mit Snap-Laufzeitumgebung. Den Herstellern von Software und allen voran Canonical erspart das viel Arbeit.

Entsprechend konsequent baut Canonical in Ubuntu 20.04 die Verwendung von Snaps weiter aus. Zwar dominiert auf Servern weiterhin das "deb"-Format – auf Desktops geht Canonical nun jedoch dazu über, immer mehr Anwendungen ausschließlich im Snap-Format und nicht länger (auch) im "deb"-Format auszuliefern. Genau diese Entwicklung ist der Stein des Anstoßes für die Mint-Entwickler.

Denn die planen aktuell eine neue Version ihrer Distribution. Dafür bildet erstmals Ubuntu 20.04 die technische Grundlage. Mehrere Desktop-Apps stehen dadurch im "deb"-Format aber nicht mehr in klassischer Form zur Verfügung. Installieren Nutzer auf Ubuntu-Systemen ein "deb"-Paket, das Canonical durch ein Snap ersetzt hat, verbindet sich das System im Hintergrund automatisch mit Canonicals Snap-Store und lädt das Snap auf das System. Genau das bringt Mint-Projektchef Clement Lefebvre auf die Palme.

Faktisch sei das, so äußert er im monatlichen Newsletter im Linux Mint-Blog, eine Backdoor, die Canonical sich auf den Systemen der Nutzer einrichte. Vom Standpunkt der Nutzer aus seien Snaps wie proprietäre Anwendungen. Denn Snaps seien nicht auditierbar, sie seien nicht veränderbar und es sei auch nicht möglich, anstelle des Canonical-Snap-Stores einen anderen Store zu benutzen. Die Software für den Betrieb eines eigenen Snap-Servers hat Canonical nämlich unter eine proprietäre Lizenz gestellt und rückt ihn auch nicht heraus. Eigene Snaps kann Mint deshalb nicht anbieten.

Entsprechend, so Lefebvre, werde man die automatische Installation von Canonical-Snaps in Mint Linux unterbinden. Die Release Notes der künftigen Mint-Versionen sollen entsprechende Hinweise enthalten. Ebenso auch eine Erklärung, wie Anwender, falls gewünscht, die Canonical-Snaps doch verwenden können. Zumindest im Fall von Chromium existiert die alternative Option, den Browser direkt vom Hersteller zu beziehen.

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Alan Pope, Ubuntus Community Manager, äußerte gegenüber ZDnet zwar einerseits ein gewisses Verständnis für die Vorbehalte innerhalb der Community. Andererseits verwies er aber auch darauf, wieviel Arbeit die Pflege diverser Pakete wie Chromium für diverse Distributionen und Versionen verursache. Auf Lefebvres Kritik ging Pope indes gar nicht im Detail ein – eine Strategie, die sich noch rächen könnte.

Denn gerade die Tatsache, dass der Snap-Server keine freie Software ist, ist für echte Fans der FL/OSS-Bewegung ein offener Affront. Zwar äußern nicht viele ihren Unmut so lautstark wie Clement Lefebvre; allein ist er mit seiner Meinung aber wohl nicht.

(ovw)