Linux-Projekt Fedora plant größere Umstrukturierungen

Das wegen des großen Einflusses von Red Hat oft kritisierte Fedora Projekt plant größere Änderungen in den verschiedensten Bereichen der eigenen Struktur und will sich so der Community weiter öffnen und ihr mehr Einfluss geben.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Das weitgehend von Red Hat getragene Fedora-Projekt plant eine ganze Reihe größere Änderungen, mit der sich das Projekt und die Linux-Distribution Fedora Core verstärkt dem Einfluss durch die Linux- und Fedora-Community öffnen wollen – bisher war es Nicht-Red-Hat-Mitarbeitern nur sehr schwer möglich, die Entwicklung von Fedora Core zu beeinflussen. Die Neu-Orientierung geht aus den bisher öffentlich zugänglichen Informationen zum in den vergangenen drei Tagen abgehaltenen Fedora Summit hervor, bei dem eine kleine Gruppe von Red-Hat-Mitarbeitern zusammen mit einem Community-Mitglied und per Telefon oder IRC zugeschalteten Fedora-Mitstreitern eine grobe Planung für die nahe Zukunft festgezurrt hat. Die genaue Ausarbeitung der Pläne soll in den nächsten Wochen folgen.

Das vor einem Monat fertiggestellte Fedora Core 6 soll demnach wohl die letzte Distribution mit "Core" im Namen gewesen sein. Die bisher ausschließlich von Red-Hat-Mitarbeitern verwalteten Pakete der Distribution sollen in die Infrastruktur von Fedora Extras überführt werden. Im weitgehend von der Fedora-Community verwalteten und gepflegten Fedora Extras wurden bisher zusätzliche RPM-Pakete für Fedora Core angeboten.

Das zusammengeführte Paket-Depot bezeichnen die Entwickler noch vorübergehend als "Fedora Collection" oder "Fedora Package Universe". Es soll ein neues Buildsystem auf Basis der beiden derzeit verwendeten Umgebungen nutzen. Die Pakete sollen dann als Grundlage zum Aufbau verschiedener Distributionen wie "Fedora Server" und "Fedora Desktop" dienen – die Namen und der genaue Paket-Umfang stehen noch nicht. Zudem soll es mit Tools wie pungi möglich sein, aus den Fedora-Paketen relativ einfach eigenen Distributionen zu generieren – etwa spezielle Varianten der Desktop-Distributionen mit Gnome, KDE oder Xfce.

Die Informationen zum Bau der RPM-Pakete soll langfristig wohl ein Distributed Version Control System wie Git oder Mercurial (Hg) verwalten, sodass auch von externen Projekten vorgenommene Verbesserungen einfach zurück in das Projekt fließen können. Die x86- und x86-64-Varianten der Distribution wollen die Fedora-Entwickler zukünftig wohl als primäre Architekturen ansehen, während sie die PPC-Architektur möglicherweise zur "secondary arch" degradieren; ein PPC-spezifischer Bug soll so nicht die Veröffentlichung der Distribution für die primären Architekturen verzögern. Zudem will das Projekt auf den Quellen von Fedora Core basierte Distributionen wie die Portierungen Aurora Sparc Linux, Alpha Core und die Itanium-Variante enger in das Fedora-Projekt einbinden und ihnen erlauben, ebenfalls unter dem Namen Fedora segeln können.

Die Distributionen und die zugehörigen Pakete des "Fedora Package Universe" sollen wohl weiterhin im Abstand von sechs Monaten erscheinen. Als Support-Zeitraum sind für jede Version 13 Monate vorgesehen – also die offizielle Lebensdauer von zwei Distributionen plus einem Monat Übergangszeit zum Wechsel auf die übernächste Version. Bisher pflegten die Red-Hat-Mitarbeiter die Pakete von Fedora Core 4 nur bis zum Erscheinen der zweiten Testversion von Fedora Core 6 und übergaben die Pflege dann an das von der Community getragene Fedora-Legacy-Projekt ab. Das litt jedoch zuletzt unter Mitstreitermangel und konnte in den vergangenen Wochen kaum mehr zuverlässig Sicherheitskorrekturen für Fedora Core 3 oder 4 liefern. Fedora-Core-Anwender mussten daher praktisch jedes Distributionsupdate mitmachen, wenn sie nicht auf die mit Fedora Core eng verwandten Distributionen Red Hat Enterprise Linux (kostenpflichtig) oder das kostenlos erhältliche CentOS mit deutlich längeren Support-Zeiträumen ausweichen konnten oder wollten.

Auch um die schon länger angedachten Live-CDs will sich das Fedora-Projekt in Zukunft stärker kümmern. Dafür will man jetzt Abschied von dem bisher favorisierten Programm Kadischi nehmen und statt dessen auf das für das OLPC-Projekt entwickelte Pilgrim setzen. (thl)