Lucent-Tochter will holographische Speichermedien entwickeln

Gemeinsam mit Imation will Lucent in einem Tochterunternehmen holographische Speichermedien und Laufwerke entwickeln.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Gemeinsam mit Imation will der zurzeit krisengeschüttelte Telekommunikationsriese Lucent Technologies ein Tocherunternehmen gründen, das holographische Speichermedien und Laufwerke entwickeln soll. Lucent und Imation arbeiten seit 1999 gemeinsam an holographischen Massenspeichern – bereits zur letzten CeBIT hatte Imation angekündigt, holographische Medien mit 125 GByte Kapazität innerhalb der nächsten zwei Jahre auf den Markt bringen zu wollen.

Nach einem Bericht der EETimes übernimmt das neue Unternehmen InPhase anscheinend die gesamte Forschungsgruppe holographische Speichermedien der Lucent-Forschunsgabteilung Bell Labs. Kevin Curtis, der Leiter der Holographie-Gruppe bei den Bell Labs, soll technischer Direktor von InPhase werden. Die Bell-Forscher haben laut EETimes in Laborversuchen bei einem holographischen Speichersystem zuletzt eine Speicherdichte von 300 Gigabit pro Quadratzoll bei einer Datenrate von "einigen zehn Megabytes pro Sekunde" erzielt.

An der Entwicklung holographische Massenspeicher wird seit etwa 20 Jahren geforscht: In einem Holo-Laufwerk wird die Bit-Information seitenweise in das Medium geschrieben – eine Speicherseite besteht aus einer Matrix aus schwarzen und lichtdurchlässigen Punkten. Das Hologramm einer Datenseite entsteht, wenn dieser Strahl im Speichermedium mit einem Referenzstrahl gleicher Wellenlänge und fester relativer Phasenlage zusammentrifft – dazu wird ein Laser verwendet, dessen Strahl geteilt und dann im Speichermedium wieder zusammengeführt wird. Zum Auslesen muss man das Speichermedium wieder mit dem Referenzstrahl beleuchten. Die hohe Speicherdichte wird erzielt, indem man mehrere Hologramme in einem Volumenelement abspeichert und dabei beispielsweise den Einfallswinkel, die Phase oder die Wellenlänge der Laserstrahlen variiert (Multiplexing).

Als ein Schlüssel zum Erfolg gilt das richtige holographische Speichermedium: Das Material muss stabil sein, empfindlich genug auf schwaches Laserlicht reagieren, und es darf während des Schreibvorganges seine Geometrie nur um weniger als 0,5 Prozent verändern. Während der letzten Jahre sind eine ganze Reihe so genannter Fotopolymere entwickelt worden, die diese Anforderungen mehr oder weniger gut erfüllen. Auch die Entwicklung einer praxistauglichen Multiplexing-Technik ist nicht trivial: Im Unterschied zu den Demonstrationsexperimenten, die auf tonnenschweren optischen Bänken durchgeführt wurden, ist der Betrieb einer Holo-Disk am Rechner nämlich eine äußerst wacklige Angelegenheit.

Ob holographische Speichermedien bei der rasanten Entwicklung magnetischer Speicher kurz- bis mittelfristig überhaupt eine relevante Marktposition erobern können, bleibt allerdings fraglich. IBM forscht zwar seit Jahren ebenfalls intensiv an der Entwicklung dieser Technologie, will aber nach eigenen Angaben keine kommerzielle Anwendung dafür realisieren. Als schlechtes Zeichen wertete die Branche auch die Entscheidung der DARPA vom letzten November, die Entwicklung holographischer Speichertechnologie nicht weiter zu finanzieren. (wst)