M-Commerce-Firmen fordern 10 Prozent der UMTS-Einnahmen

E-Commerce ist out, M-Commerce ist in: Ganz zu trauen scheinen die mit M-Commerce beschäftigten Firmen dem Frieden allerdings nicht.

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Von
  • Jürgen Kuri

E-Commerce ist out, M-Commerce ist in: Dem elektronischen Handel über mobile Geräte wie Handys prophezeien einige Marktforscher große Zukunft. Ganz zu trauen scheinen die mit M-Commerce beschäftigten Firmen dem Frieden allerdings nicht. In einem offenen Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder fordert die Initiative Mobiles Netz (IMN), dass 10 Prozent der Einnahmen aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen für die Förderung des mobilen Internets bereitgestellt werden sollen.

Dem Verband, laut eigenen Aussagen ein "Zusammenschluss führender Unternehmen aus dem Bereich Mobile Commerce", gehören momentan 22 Unternehmen an, unter anderem bedhunter.com, tiss.com oder iobox.de als WAP-Anbieter an, aber auch das Mobilfunkunternehmen Hutchison Telecom oder wap.de, eine Gründung der Bertelsmann Media-Systems. Die Initiative ist der Ansicht, dass die M-Commerce-Unternehmen in Deutschland im internationalen Vergleich noch weit vorne liegen: 40 Prozent aller WAP-Angebote weltweit kämen aus Deutschland. "Diesen Vorsprung dürfen wir nicht verlieren", meint der Verband in seinem offenen Brief. Die Gefahr sieht die IMN aber: "Die M-Commerce-Konkurrenz, beispielsweise aus Asien und Skandinavien, schläft nicht", warnt der Verband. Die deutschen Unternehmen könnten daher schnell von der Leistungsspitze verdrängt werden.

Da muss natürlich Abhilfe geschaffen werden. Die sieht die Branchenvereinigung darin, 10 Prozent der Einnahmen aus der UMTS-Versteigerung für Förderprojekte auszugeben. So sollten nach Ansicht der IMN Forschungszentren eingerichtet werden, in denen Startups M-Commerce-Techniken basierend auf GPRS und UMTS entwickeln könnten. Darüber hinaus sollten Aus- und Weiterbildung von "M-Commerce-Spitzenkräften", wie der Verband schreibt, gefördert werden, und Investitionshilfen an M-Commerce-Startups gegeben werden.

Sollte die Bundesregierung den Forderungen des Verbands entsprechen, möchte die IMN dann bei den Vorhaben natürlich auch eine Rolle spielen: Die IMN sei der richtige Ansprechpartner für die Bundesregierung, schreibt Matthias Kose, Präsident des Verbands, in dem offenen Brief. "Wir bieten Ihnen an, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, in kürzester Zeit eine UMTS-Expertengruppe zu bilden, die Sie dabei unterstützt, die (...) genannten Ziele im Einzelnen zu erreichen", so das Angebot des Verbands an die Bundesregierung. Ob die Bundesregierung tatsächlich, wie von dem Verband gewünscht, das Füllhorn der UMTS-Einnahmen über den hoffnungsvollen M-Commerce-Firmen ausschüttet, ist aber mehr als zweifelhaft: Finanzminister Hans Eichel hat nicht nur solche Begehrlichkeiten immer wieder abgewehrt mit dem Hinweis, die Einnahmen sollten zur Schuldentilgung eingesetzt werden. Reaktionen aus Berlin auf den offenen Brief gibt es bislang jedenfalls nicht. (jk)