MP3tunes ist pleite

Der Vorreiter beim Synchronisieren von Musikdateien übers Netz ist zahlungsunfähig – und sieht EMI als Schuldigen.

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Prozess gewonnen, Unternehmen verloren: Der Cloud-Pionier MP3tunes ist zahlungsunfähig, hat Gläubigerschutz beantragt. Der vor über sieben Jahren auf den Markt gekommene Dienst synchronisiert und streamt Musikdateien seiner Kunden für deren persönlichen Genuss zurück. Inzwischen bieten Google (mit Google Music), Apple (mit iTunes Match), Amazon (mit Cloud Drive) und andere Firmen ähnliche Dienste an. Gründer Michael Robertson beschreibt in einem Blogeintrag, wie jahrelange Attacken des Plattenlabels EMI schließlich zum Untergang von MP3tunes geführt hätten.

EMI wollte MP3tunes dazu zwingen, kostenpflichtige Lizenzen zu erwerben. Das Label hat mehrere Anwaltskanzleien auf MP3tunes angesetzt und über die Jahre viele Millionen Dollar in das Verfahren investiert. Schon vor dessen Abschluss in erster Instanz hat EMI dreimal vergeblich versucht, zu berufen: Der Richter hatte festgestellt, dass MP3tunes im Wesentlichen legal ist und keine weiteren Lizenzen kaufen muss. Diese Entscheidung hatte Google, Apple, Amazon und andere Anbieter vergleichbarer Dienste hörbar aufatmen lassen.

"EMI weiß, dass es für Startups schwierig ist, lange, teure juristische Kämpfe auszufechten", schreibt Robertson. "Ihre Hoffnung ist, dass ein Startup das nicht finanzieren kann und sie automatisch gewinnen." Zwar hätten die Prozesskosten alleine MP3tunes nicht untergekriegt. Allerdings habe EMI zudem tatsächliche und potenzielle MP3tunes-Partner unter Druck gesetzt. In der Angst, keine EMI-Musik mehr vertreiben zu dürfen, hätten diese Firmen dann nicht mehr mit MP3tunes zusammenarbeiten wollen.

Im Endeffekt habe nur ein einziger Online-Shop verkaufte Musikdateien sogleich in den MP3tunes-Speicher kopiert. Bei Amazon.com ist diese Dienstleistung heute selbstverständlich. "Hätte MP3tunes diese Partnerschaften in den letzten Jahren pflegen können, wären die Aussichten völlig andere", meint Robertson, "Aber ohne diese Beziehungen ist ein Überleben als unabhängiges Unternehmen unwahrscheinlich."

Momentan ist offen, wie sich die Pleite auf den MP3tunes-Dienst samt Musiksuchmaschine sideload.com und das Schwesterprodukt DAR.fm auswirken wird. DAR.fm ermöglicht das Time-Shifting frei vefügbarer Webradios. (anw)