MWC: Acer wagt sich auf neues Terrain
Nach der Übernahme von E-Ten nutzt der Notebook-Spezialist aus Taiwan den Mobile World Congress für einen selbstbewussten ersten Auftritt auf dem Smartphone-Markt.
"Es ist ein großer Tag für Acer", sagt CEO Gianfranco Lanci. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona wagt der Note- und Netbookspezialist am Montagabend den Schritt auf neues Terrain: Smartphones. "Das ist eine neue Welt für uns", erklärt Lanci. Für den historischen Abend hat sich das taiwanische Unternehmen einen besonderen Ort ausgesucht: die Casa Battló. Das ursprünglich 1875 errichtete Haus hat der spanische Ausnahmearchitekt Gaudí zwischen 1904 und 1906 in seinem typischen Stil umgebaut.
(Bild: Acer)
Man merkt an diesem Abend, dass Acer aus dem eher technisch-trockenen Computerbereich kommt und in der emotional überladenen Welt der Mobilfunk-Gadgets noch unsicher zu Fuß ist. Lange Reden und viele Powerpoint-Folien eröffnen die Veranstaltung; es vergeht eine Weile, bis endlich die erwarteten Smartphones an die Reihe kommen. Als es dann endlich soweit ist, stellt der Neuling gleich eine ganze Reihe neuer Geräte vor.
Nicht vorsichtig, sondern mit festem Schritt will sich Acer offenbar den neuen Markt erobern. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, insgesamt acht neue Geräte stellt das Unternehmen vor. Dahinter steckt die Strategie der breiten Streuung. Mit verschiedenen Produkten will Acer die unterschiedlichen Bedürfnisse und Anwendungsformen bedienen. Mit dem Know-how der übernommen Smartphone-Schmiede E-Ten wird das auch gelingen, glaubt Aymar de Lencquesaing, der Chef der neuen Smartphone-Sparte.
Vier der acht vorgestellten Smartphones sollen schon in der ersten Hälfte 2009 verfügbar sein und tragen noch deutlich die Handschrift von E-Ten. Das Business-Smartphone M900 kommt mit 3,8-Zoll-Touchscreen und WVGA-Auflösung (800 × 480 Pixel). Für längere Texte lässt sich eine QWERTY-Tastatur ausziehen, Windows Mobile 6.1 Pro sorgt für Outlook-Unterstützung und Office Mobile.
Das F900 wird als Surf-Handy beworben und kommt mit dem gleichen Display, aber ohne QWERTY-Tastatur. Das UMTS-Smartphone funkt in WLANs und empfängt und versendet Daten mit HSDPA und HSUPA. Das X960 soll sich dagegen besonders gut für die GPS-Navigation eignen. Das DX900 lief schon unter gleichem Namen bei E-Ten: Als Dual-SIM-Smartphone unterstützt es sowohl HSDPA als auch EDGE.
Noch als Konzeptmodelle und unter Codenamen stellte Acer auch gleich die nächste Welle der Smartphone-Offensive vor, die in der zweiten Jahreshälfte starten soll und die Geräte auch durchgehend mit Touchscreen ausgerüstet sind. "Alle unsere Produkte sind Touch", sagte de Lencquesaing. Das auf einem Qualcomm-Chipsatz basierende "F1" mit Widget-Interface und 5-Megapixel-Kamera lief bei der Vorstellung noch auf Windows Mobile 6.1, soll zur Auslieferung dann aber mit System 6.5 kommen.
Den als Informationszentrale gedachten Slider "L1" gibt es als Einsteigermodell in verschiedenen Materialen und Farben. Auch das "C1" wird es in mehreren Farben und zwei Versionen als 3G- und 2G-Variante geben, weshalb Acer das als zwei Gerätevorstellungen zählt. Das Touch-Smartphone hat ein GPS-Modul und Navigationssystem. Weitere technische Einzelheiten will der Hersteller auf seiner Website verraten.
Am Ende von Acers großem Abend sagte de Lencquesaing noch, man könne sich auf eine weitere Ankündigung im Laufe des Jahres einstellen. Dabei gehe es nicht um Verträge mit Netzbetreibern, die es auch geben werde, sondern etwas "ziemlich Ungewöhnliches" für die Branche – nicht ausschließen wollte er, dass es dabei um Android geht. Zum Abschied gab es noch einen dicken Band über die kulturell bedeutsame Location mit auf den Weg: Mehr Informationen über die Casa Battló und Gaudí als über die neuen Smartphones. (vbr/c't) / (acb)
