MWC: Nokias neue Symbian-Smartphones

"Wir möchten die ganzen Möglichkeiten des Internets auf eine völlig neue Art entfesseln", meinte der Nokia-Chef. Mit neuen Modellen der E-Serie (E55, E75) wollen die Finnen im Smartphone-Segment punkten und die eigene Dienste-Strategie vorantreiben.

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Weitere Schritte auf dem Weg vom Gerätehersteller zum integrierten Diensteanbieter kündigt Handy-Weltmarktführer Nokia auf dem Mobile World Congress in Barcelona an. "Wir möchten die ganzen Möglichkeiten des Internets auf eine völlig neue Art entfesseln", sagte CEO Olli-Pekka Kallasvuo. "Die Verbraucher wollen Handys, die viele Sachen können". Bei den Finnen stand vor allem das Messaging im Vordergrund. Zwei Geräte aus der E-Serie stellten Kallasvuo und Nokia-Vize Kai Oistamo in einem alten Prachtbau am Hafen vor.

Das auf Symbian S60 basierende neue Smartphone E75 ist für Oistamo "das beste E-Mail-Gerät, das Nokia je gebaut hat". Unter der seitlich verschiebbaren Oberfläche mit 2,4-Zoll-Display (320 × 240 Pixel) verbirgt sich eine QWERTZ-Tastatur. Das Handy funkt in allen Netzen und soll bis zu 11 Tage im Standby durchhalten. Die Sprechzeit gibt Nokia mit 4 bis 5 Stunden an. Datenverbindungen schafft das E75 mit dem UMTS-Beschleuniger HSDPA und bis zu 3,6 MBit/s und 384 kBit/s im Upload. Darüber hinaus nimmt das Handy über Bluetooth und WLAN Kontakt auf. Über den Micro-USB-Port (2.0) kann das Smartphone auch geladen werden.

Ausgeliefert wird das E75 mit bis zu 50 MByte internem Speicher und einer microSD-Karte mit 4 GByte, bis zu 16 GByte sind möglich. Die Autofokus-Kamera macht Bilder mit 3,2 Megapixel und Videos in VGA-Qualität, abends hellt ein Blitz das Motiv auf. Das knapp 140 Gramm schwere E75 soll ab März erhältlich sein, Oistamo nannte einen Nettopreis von 375 Euro.

Das kleinere E55 hat im Unterschied zum großen Bruder eine halbierte Tastatur auf der Oberfläche. Es ist entsprechend dünner und leichter als der Slider mit Volltastatur. Daten überträgt es mit HSDPA/HSUPA (bis zu 10,2 MBit/s down, 2 MBit/s up), dazu kommt ein GPS-A-Modul. Darüber hinaus unterscheidet es sich in den Leistungsdaten aber nicht wesentlich vom E75. Das E55 soll im Sommer in die Läden kommen, Nokia nannte einen Preis von 265 Euro netto.

Beide Geräte der E-Serie setzen auf Nokias neuen integrierten E-Mail-Dienst, der Messaging auf einem Nokia-Smartphone einfacher machen und auch jenseits der Business-Kundschaft etablieren soll. Das Unternehmen kündigte darüber hinaus einen Software-Marktplatz an. Unter dem Dach des Ovi Store will Nokia auch die bestehenden Angebote an Musik, Spielen und Navigationsdiensten bündeln. Der Ovi Store soll im Mai starten, das für Juni angekündigte Multimedia-Handy N97 soll das erste sein, bei dem der Zugang zu der Plattform bereits vorinstalliert ist.

Der Schritt von Nokia bekräftigt den Wandel der Mobilfunk-Branche, die vor allem vom iPhone von Apple angestoßen wurde. Smartphones entwickeln sich immer mehr zu Alleskönner-Geräten, auf denen verschiedenste Programme laufen. Ein weiterer Trend sind die Software-Marktplätze, auf denen Entwickler ihre Programme für Mobiltelefone anbieten können. Beim Nokia Store werden die Software-Entwickler – genauso wie beim App Store von Apple – 70 Prozent der Erlöse erhalten.

Mit der E-Series will Nokia in einem Bereich punkten, in dem der Hersteller harte Konkurrenz hat. Während das Marktsegment der Smartphones im vergangenen Jahr nach Schätzungen des Konzerns um 37,6 Prozent auf 161 Millionen Geräte zulegte, stagnierte der Absatz der Finnen bei rund 60 Millionen Smartphones. Grund ist die Konkurrenz durch das iPhone und andere Anbieter wie den E-Mail-Dienst BlackBerry.

Nokia versucht bereits seit mehr als einem Jahr, eine eigene Dienste-Plattform mit dem Namen Ovi (Finnisch für "Tür") zu etablieren. Neben E-Mail geht es dabei vor allem um Navigationsdienste, Spiele, Musik und den Austausch von Bildern. Ovi entwickelt sich aber eher schleppend, zudem gab es zunächst massiven Widerstand von Mobilfunk-Betreibern, die sich benachteiligt fühlten. (vbr)