MWC: Zuckerbergs Internet-Projekt reift

Der Facebook-Chef will mit dem Projekt Internet.org mehr Menschen ins Netz holen. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona findet er Verbündete. Aber nicht alle sind begeistert.

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MWC: Zuckerbergs Internet-Projekt reift

Auf der parallel zum MWC stattfindenden Startup-Messe "4 Years From Now" lauschen junge Gründer den Ausführungen des Facebook-Chefs.

(Bild: heise online/vbr)

Lesezeit: 3 Min.

Als Mark Zuckerberg im vergangenen Jahr das erste Mal auf dem Mobile World Congress gesprochen hat, war das eine kleine Sensation. Denn für die Netzbetreiber verkörpert Zuckerberg die böse Internetwelt, die mit attraktiven Diensten die schönen Netze verstopft und damit auch noch Geld verdient. 2015 ist der Facebook-CEO wieder in Barcelona, unter anderem um ein Update zum Stand der Dinge bei Internet.org zu geben. Zuckerbergs Initiative soll das Internet in Dritte-Welt-Regionen bringen, die bisher darauf verzichten müssen.

Langsam scheinen sich die Netzbetreiber an den jungenhaften Milliardär zu gewöhnen. Es ist eine vorsichtige Annäherung, die sich da auf der Bühne des Kongresszentrums vollzieht. Facebook geht nicht mehr weg, soviel ist den Carriern klar. Und Facebook kann nützlich sein, denn das soziale Netzwerk ist ein Katalysator für zunehmende Internetnutzung – vor allem in den Ländern, in denen noch nicht jeder online ist, und in denen die Carrier neue Netze bauen können.

"Connectivity" ist eines der Schlagworte dieses Messejahrgangs. Es geht darum, noch mehr Menschen in allen Ländern der Welt ins Netz zu holen. Das will auch Zuckerberg mit dem Projekt Internet.org erreichen, für das er schon im vergangenen Jahr in Barcelona auf Partnersuche war. Offenbar mit Erfolg: Drei Vertreter der Netzbetreiberbranche trauten sich mit Zuckerberg aufs Podium –Darunter der Chef des norwegischen Netzbetreibers Telenory, Jon Fredrik Baksaas, der auch Vorsitzender Branchenverbands GSMA ist.

Der Facebook-CEO versucht es mit Charme. Zuckerberg sieht Facebook nicht in der Rolle der disruptiven Kraft, die eine ganze Branche auf den Kopf stellt. Die Netzbetreiber und ihre Investitionen sind die treibende Kraft. "Aber wir können helfen, weil Facebook die App ist, die die meisten Menschen benutzen wollen", sagte Zuckerberg am Montagabend in Barcelona. Gedanken darüber, wie die politische Landschaft für Netzbetreiber sich weiterentwickeln sollte, macht sich der Facebook-Chef nicht. "Ich bin kein Regulierer."

Mit Internet.org "nähern wir uns dem, was ein fertiges Programm ist", sagte Zuckerberg. Der Facebook-Gründer könnte sich auch eine Zusammenarbeit mit Google vorstellen. Die Internetsuche gehört zu den grundlegenden Funktionen, mit denen Internet.org mehr Menschen beglücken will. Auch Google verfolgt mit einigen Projekten das Ziel, mehr "Connectivity" in die Welt zu bringen. Android-Chef Sundar Pichai, der am Mittag auf dem MWC sprach, ließ Fragen nach einer möglichen Zusammenarbeit mit Facebook jedoch unbeantwortet. (vbr)