Mainboard-Hersteller schließen deutsche Niederlassungen

Die taiwanische Hardwarefirma Epox bricht ihre Zelte in Deutschland ab.

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Die Elito Electronic GmbH im fränkischen Pegnitz hat ihre Anteile an dem Jointventure Elito-Epox an die taiwanische Firma Epox verkauft, die Niederlassung in Pegnitz schließt zum Monatsende. Reparaturen und andere Rücksendungen werden über die niederländische Epox-Filiale abgewickelt.

Auch bei der Soyo Deutschland GmbH in Hatten bei Oldenburg geht niemand mehr ans Telefon, denn Ende Juli schloss die Firma. Als Kontaktadresse bleibt zurzeit nur der Hauptsitz in Taiwan. Es laufen aber Verhandlungen mit der Firma CiTech über eine Fortführung der Vertriebstätigkeit für Soyo in Deutschland und Europa. Nach Auskunft von CiTech seien Teile der Soyo Group verkauft worden, doch es sei weiter eine Produktion von Mainboards geplant.

Restrukturiert wird zurzeit die deutsche Niederlassung der Mainboardsparte QDI des vor etwa eineinhalb Jahren aus Legend in Lenovo umbenannten chinesischen Konzerns. Links auf www.qdieurope.com führen ins Leere, die Kontaktinformationen auf dieser Website sind teilweise nicht mehr aktuell: Weder die Nummer der niederländischen, noch die der britischen Niederlassung ist korrekt. Lenovo ist nach eigenen Angaben der weltweit fünftgrößte Mainboard-Hersteller und mit Komplettrechnern in China sehr erfolgreich.

Der zunehmende Konkurrenzdruck und die rasch fallenden Preise machen vor allem den kleineren Mainboard-Anbietern das Leben schwer. Neben den Branchenriesen Asustek Computer, Elitegroup Computer Systems (ECS)/PC Chips, Gigabyte Technology und Microstar International (MSI), die mehr als die Hälfte aller weltweit verkauften Mainboards herstellen, hat sich auch Intel wieder verstärkt in den Markt eingebracht, wobei die Original-Intel-Mainboards wohl größtenteils bei Auftragsfertigern wie Hon Hai/Foxconn vom Band laufen.

Die kleineren Marken fertigen ebenfalls zum Teil nicht mehr selbst, weil sie sich die nötigen Investitionen in konkurrenzfähige Anlagen nicht mehr leisten können. Durch die Vergabe von Fertigungsaufträgen sinken aber die Margen, wobei der Wettbewerb bei den immer ähnlicheren Produkten zunehmend über den Preis geführt wird -- und da halten nur noch die Anbieter mit, die genügend große Aufträge aus dem OEM-Bereich bekommen, um ihre Anlagen auszulasten.

Den anderen bleibt, auf verwandte Produkte auszuweichen, wobei vor allem die in den letzten Jahren sehr beliebten Mini-Barebones zu nennen wären. Diesen Weg geht außer dem Barebone-Primus Shuttle beispielsweise auch die in Deutschland schon länger nicht mehr selbst vertretene Firma Iwill. Andere, wie die 1998 aus der deutschen Soyo Peripherals Europe GmbH hervorgegangene NMC, die 2001 zu ENMIC wurde, haben von Mainboards auf Grafikkarten umgesattelt. Transcend hat sich nach dem Mainboard-Ausstieg verstärkt den Speichermodulen zugewandt.

Und Epox selbst hat sich mit IPox eine Sparte für Industrie-PC-Produkte zugelegt, wie es etwa auch der frühere Desktop-Mainboard Hersteller Taiwan Commate Computers (TC Commate) mit Commell vorgemacht hat oder die in Kontron aufgegangene Taiwan Mycomp (TMC). (ciw)