Mainboards von Intel ohne Intel-Chipsatz

Das SBT2-"Serverboard", das Intel für seinen neuen Pentium-III-Xeon-Prozessor mit 1000 MHz anbietet, hat einen zugekauften Chipsatz.

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Gleichzeitig mit der Einführung des Pentium-III-Xeon-Prozessors mit 1000 MHz stellt Intel sein erstes Mainboard vor, in dem dieser Prozessor läuft. Das SBT2-"Serverboard" hat allerdings keinen Intel-Chipsatz: Vielmehr stammt das ServerSet III LE aus der kalifornischen Chipschmiede ServerWorks.

Die Xeon-Prozessoren mit mehr als 600 MHz Taktfrequenz und 256 KByte L2-Cache auf dem Die brauchen 133 MHz Front-Side-Bustakt. Für FSB133 liefert Intel jedoch nur die Chipsätze i820 und i840, die einzig mit Rambus-Speichermodulen zurechtkommen (RIMMs). RIMMs mit hoher Kapazität sind kaum verfügbar und sehr teuer – damit scheiden Rambus-Chipsätze bisher für Serveranwendungen aus.

Nun hat Intel ein einziges Mainboard für diese Xeons im Programm: Das SBT2 bietet zwei SC330.1-Steckplätze (Slot 2) für zwei Prozessoren des Typs "5/12V Pentium III Xeon". Es kann bis zu 4 GByte PC133-SDRAM-Speicher aufnehmen, wobei ECC Registered DIMMs zum Einsatz kommen müssen. Außer einem ISA- und vier 32-Bit-PCI-Steckplätzen stehen auch zwei 64-Bit-66-MHz-PCI-Slots und ein 64-Bit-PCI-Steckplatz für 33-MHz-Karten zur Verfügung. Das Board mit Zweikanal-SCSI-Hostadapter (Adaptec 7899, U160/UW), Grafikchip (ATI Rage IIc) und Netzwerkadapter (i82559) soll rund 575 US-Dollar kosten. Einen AGP-Steckplatz gibt es nicht.

Die Produktvielfalt bei den Xeons ist derzeit verwirrend. Die für das SBT2 geeigneten Xeons gibt es mit 600, 667, 733, 800, 866 und 1000 MHz. Alle Varianten haben 256 KByte L2-Cache; es gibt außer den 5/12V-Versionen jedoch noch solche für 2,8 Volt Betriebsspannung. Alle Ausführungen haben ein Slot-2-Gehäuse, wobei die 5/12V-Xeons für eine Spannungsversorgung mit 5 und 12 Volt ausgelegt sind. Außer diesen Xeons, die stark dem Coppermine-Pentium ähneln und wie dieser auch nur in Dual-Systemen arbeiten können, gibt es noch Ausführungen mit größerem L2-Cache und für Vierfach-Server.

Der 500-MHz-Version ist mit 512 KByte sowie 1 und 2 MByte Level-2-Cache lieferbar; der 550-MHz-Typ kommt ausschließlich mit 512 KByte L2-Cache. Die 500- und 550-MHz-Xeons laufen nur mit 100 MHz FSB-Takt und benötigen 2 Volt Kernspannung: Sie basieren noch auf dem älteren Katmai-Kern, der L2-Cache sitzt in separaten Bausteinen auf dem SEC-Modul. Anders als bei den ersten Pentium-III-Versionen läuft dieser Cache allerdings mit voller interner Taktfrequenz.

Als höher getaktete Version für Vierfach-Maschinen steht einzig der 700-MHz-Xeon mit 1 oder 2 MByte L2-Cache zur Verfügung. Eine zunächst geplante 800-MHz-Version hat Intel wieder gestrichen, doch ist eine 900-MHz-Variante in Vorbereitung. Genau wie bei den Xeons für FSB133 sitzt der große L2-Cache auf demselben Die wie der Prozessorkern, auch vom 700-er Xeon sind Ausführungen für 5/12 Volt und 2,8 Volt Betriebsspannung verfügbar.

Für Vierfach-Server mit 500-, 550- oder 700-MHz-Xeons mit 2,0 oder 2,8 Volt Betriebsspannung gibt es ebenfalls ein neues Chassis samt Serverboard von Intel. Unter dem Codenamen "Koa" ist die SPKA4/SRKA4-Plattform entwickelt worden, wobei das "P" für ein Standgehäuse (Pedestal) und das "R" für ein Rack-Einbaugehäuse steht. In beiden Gehäusen kommt dasselbe Mainboard mit ServerSet-II-HE-Chipsatz zum Einsatz. Dessen Northbridge (CNB20HE) eignet sich nur für 100 MHz Front-Side-Bus- und Speichertakt; bisher sind ja auch noch keine Xeons für 4-fach-Server und FSB133 verfügbar.

Das Koa-Mainboard kann auf einer separaten Speicher-Steckkarte bis zu 16 GByte Speicher (PC100 ECC Registered DIMMs) aufnehmen. Es müssen jeweils vier DIMM-Slots bestückt werden, da so über eine spezielle ECC-Architektur der Ausfall von eines kompletten Speicherchips korrigiert werden kann (Chipkill). Wenn alle 16 DIMM-Slots bestückt sind, verbessert der Chipsatz über 4-fach-Interleaving die Datentransferrate.

Auch das Koa-Serverboard bietet keinen AGP-Steckplatz, sondern hat einen ATI-Rage-IIc-Grafikchip. Für Erweiterungen stehen sechs Hot-Plug-fähige 64-Bit-PCI-Steckplätze zur Verfügung, davon sind zwei für 66 MHz ausgelegt. Es gibt auch noch zwei normale 32-Bit-PCI-Slots und einen ISA-Steckplatz. Zwei Ultra-160-SCSI-Kanäle und ein Netzwerkadapter runden das Produkt ab. In die beiden lieferbaren Gehäuse passen bis zu zehn Laufwerke.

Intel hat interessanterweise nicht die modernste Version des ServerWorks-Chipsatzes, den ServerSet III HE, verwendet. Diese Version eignet sich auch für FSB133 und wird beispielsweise von Supermicro verbaut. Das Unternehmen ServerWorks firmierte früher übrigens unter dem Namen RCC (Reliance Computer Corp.), die Chipsätze trugen den Namen "Champion".

Zu den früher von Intel nicht gewohnten Peinlichkeiten gehört außer der Tatsache, dass man für die eigenen Prozessoren auf fremde Chipsätze zurückgreifen muss, auch die angespannte Liefersituation. Server-Hersteller wie Compaq, HP oder IBM beschweren sich lautstark über die schlechte Verfügbarkeit der Xeon-Prozessoren. (ciw)