Manifest V3: Tausende Chrome-Erweiterungen werden unbrauchbar

Google baut die Schnittstellen für Erweiterungen seines Browsers Chrome um. Damit werden Zigtausende Erweiterungen nicht mehr funktionieren.

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Laptop mit Chrome-Logo

(Bild: monticello / Shutterstock.com)

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Bereits 2018 hat Google angekündigt, die Schnittstellen vom alten, Manifest V2 genannten Standard, auf einen neuen umstellen zu wollen: Manifest V3. Nach jahrelangen Vorbereitungen macht der Hersteller jetzt ernst. Nutzern von V2-Erweiterungen blendet der Browser eine Warnung ein, die sie darüber informiert, dass diese bald nicht mehr funktionieren. Wer eine V2-Erweiterung aus dem Chrome Store installieren will, dem präsentiert Google neben einer ähnlichen Warnung V3-kompatible Alternativen zur gesuchten Erweiterung.

Beginnend mit der aktuellen Version 127 will Google die V2-Unterstützung in seinem Browser "nach und nach" abschalten. Den Anfang macht Google nach eigenen Angaben mit den nicht Vorabversionen vom Chrome (Der, Canary und Beta). Unternehmen, die die Verfügbarkeit von V2-Erweiterungen mit der Gruppenichtlinie ExtensionManifestV2Availability festlegen, räumt Google noch eine Gnadenfrist bis zum Juni 2025 ein.

Laut den Erhebungen von chrome-stats.com gibt es noch weit mehr als 50.000 Erweiterungen, die immer noch den alten Standard nutzen. Durch die Umstellung werden diese nach der Umstellung nicht mehr funktionieren.

Die Umstellung war in der Szene immer umstritten. Google führt unter anderem die modernere Architektur, höhere Sicherheit und bessere Performance des neuen Standards als Argumente für V3 ins Feld. Die Verbraucherschützer der Electronic Frontier Foundation (EFF) bezeichneten V3 dagegen als "betrügerisch und bedrohlich".

Besonders stark betroffen durch die Umstellungen sind Werbeblocker. Laut Raymond Hill, dem Programmierer des beliebten Werbeblockers uBlock Origin, führen die neuen Standards dazu, dass Erweiterungen Werbung nicht mehr so zuverlässig blockieren können wie bisher.

Hill bietet für Chrome Browser künftig nur noch die abgespeckte Variante uBlock Origin Lite (uBOL) an und empfiehlt den Nutzern seiner Erweiterung den Umstieg auf Firefox, weil uBlock Origin dort am besten funktioniere (Mozilla hält für seinen Browser Firefox an der Unterstützung von V2 neben V3 fest)

Andere Hersteller haben Versionen ihrer Werbeblocker für Manifest V3 bereitgestellt, etwa AdBlock Plus und AdGuard. Während der Hersteller von AdBlock Plus nicht ausführlich auf die Wirksamkeit seiner neuen Version eingeht, hat AdGuard einen ausführlichen Blogpost zu den Auswirkungen von Manifest V3 geschrieben.

Auf die Frage "Stimmt es, dass Werbeblocker in Zukunft viel schlechter funktionieren werden?" heißt es dort: "Nein, das stimmt nicht. Obwohl Werbeblocker einen kleinen Teil ihrer Funktionalität verlieren, werden sie immer noch in der Lage sein, eine fast gleiche Filterqualität wie mit Manifest V2 zu bieten."

In dem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie sich die Änderungen auf andere Browser auswirken – schließlich setzen unter anderem Edge, Vivaldi und Brave auf dieselbe Code-Basis wie Chrome auf. Microsoft hat angekündigt, den Umstieg auf V3 voll mitzugehen und dass Edge V2-Erweiterungen eines Tages nicht mehr unterstützt. Wann der Umstieg stattfindet, darüber schweigt sich die Timeline aber aus.

Vivaldi will V2-Erweiterungen bis zum Juni 2025 unterstützen. Wie sich V3 im Detail auswirkt, weiß man allerdings selbst noch nicht. In einem Blog-Post kann Vivaldi-Entwickler Julien Picalausa nicht definitiv ausschließen, dass sich die Umstellungen von Google nicht auch auf den Vivaldi-Werbeblocker auswirken.

Und auch bei Brave findet sich in Ankündigungen einige vorsichtige Formulierungen: Man wolle V2 selbst dann "eingeschränk" unterstützen, wenn sie endgültig aus dem Code von Chrome (-ium) herausfliege, also im Juni 2025. Explizit plane man, die Werbeblocker AdGuard AdBlocker, NoScript, uBlock Origin, and uMatrix in ihren V2-Versionen "so gut es geht" zu unterstützen.

Es sieht so aus, als ob in den kommenden Wochen Benutzern sowie den Entwicklern von Add-ons und Browsern so mancher Frustmoment bevorstehen könnte.

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(jo)