Mars-Helikopter Ingenuity wirbelt überraschend viel Staub auf

Die NASA ist überrascht darüber, wie viel Staub Ingenuity während seiner Flüge aufgewirbelt hat. Das könnte beim Verständnis anderer Phänomene helfen.

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Ingenuity fliegt über den Mars.

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

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Der kleine Helikopter Ingenuity hat auf seinen Flügen über den Mars teils Staub aufgewirbelt und mitgerissen, obwohl er fünf Meter hoch unterwegs war. Wie leicht das Material hoch- und mitgerissen werden kann, habe die Forschenden auf der Erde überrascht, berichtet das Fachmagazin Nature. "Da ergibt sich ein unerwartetes wissenschaftliches Experiment zur Atmosphäre", ordnet Jim Bell von der Arizona State University ein. Denn eigentlich ist Ingenuity nur eine Technikdemonstration, mit der gezeigt werden sollte, dass ein motorgetriebener Flug auf dem Mars möglich ist. Bei der Auswertung der gesammelten Daten ergeben sich nun aber auch Überraschungen, erklären die Forscher und Forscherinnen.

Aufnahme des vierten Flugs von Ingenuity

(Bild: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS/SSI)

Ingenuity wurde vom NASA-Rover Perseverance mit zum Mars gebracht und absolvierte Ende April den historischen ersten motorisierten Flug auf einem anderen Himmelskörper. Insgesamt ist der Helikopter inzwischen siebenmal geflogen und zum Begleiter von Perseverance aufgestiegen. Auf dem liegt nun wieder die hauptsächliche Aufmerksamkeit der Mission. Gemeinsam sollen sich die beiden Geräte in Richtung eines mutmaßlich ausgetrockneten Flussbetts aufmachen, in dem Perseverance nach eventuellen Spuren von ehemaligen Leben suchen soll. Ingenuity soll ihn auf dem Weg unterstützen und etwa die Landschaft aus der Höhe erkunden.

Wie die Forscher und Forscherinnen nun erläutern, wurde während der ersten Flüge zwar aufgewirbelter Staub beobachtet, aber dessen Mitnahme hätten sie aufgrund der Kürze der Flüge nicht beobachtet. Die Aufnahmen stammen von Perseverance, der aus sicherer Entfernung gefilmt hat. Der vierte Flug am 30. April habe dann für die größte Überraschung gesorgt, denn auf den Videos von Perseverance sei zu sehen, dass Ingenuity sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg in Staub gehüllt ist. Der Staub sei unter dem Helikopter mitgerissen worden, erklärt Chefpilot Håvard Grip dem Wissenschaftsmagazin. Sein Team habe den Helikopter zwar darauf vorbereitet, aber von dem Ausmaß sei es überrascht.

Aufnahme eines Staubteufels von Opportunity

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Auf Basis der überraschenden Beobachtungen zu den Staubwolken um Ingenuity sollen nun auch Dynamiken der Atmosphäre insgesamt erforscht werden. Hier geht es demnach vor allem um die sogenannten Kleintromben oder Staubteufel ("Dust devils"), die auf dem Mars immer wieder beobachtet werden. Das sind atmosphärische Verwirbelungen, die kleinen Tornados gleichen und immer wieder auf dem Roten Planeten beobachtet wurden. Eigentlich sei die Atmosphäre dort zu dünn, um die Staubmengen zu erklären, die so aufgewirbelt werden. Vielleicht hilft Ingenuity nun ganz nebenbei dabei, das zu erklären.

(mho)