Mars-Rover Curiosity: Sedimente wohl doch keine Zeugnisse einstiger Seen

Seit Jahren geht die Forschung davon aus, dass der NASA-Rover Curiosity in einem ehemaligen Flussbett unterwegs ist. Neue Analysen widersprechen dem.

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Die Hänge des Aeolis Mons

(Bild: NASA/JPL-Caltech/MSSS)

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Der Krater Gale, den der NASA-Rover Curiosity seit neun Jahren auf dem Mars untersucht, ist möglicherweise überhaupt kein ehemaliger See. Das meinen jedenfalls eine Forscherin und zwei Forscher der Universität Hongkong, die sich die von Curiosity erforschten Sedimente noch einmal genau angesehen haben. Die können demnach sogar besser durch spezielle atmosphärische Bedingungen und den Einfluss von Wind erklärt werden, ein Zusammenspiel mit Wasser bei der Entstehung hat demnach nicht stattgefunden. Die feuchte Umgebung, die früheren Analysen zufolge dort einst vorzufinden war, hat es demnach nie gegeben. Sollte sich die Analyse bestätigen, würde das einen Widerspruch auflösen, der die Forschung seit Jahren beschäftigt.

Curiosity war Anfang August 2012 auf dem Mars gelandet und erforscht seitdem den Krater Gale und die Hänge des zentralen Bergs Aeolis Mons. Immer wieder haben die mit dem Instrument arbeitenden Forscher und Forscherinnen seitdem erklärt, dass sie Zeugnisse langlebiger Seen und Flüsse gefunden haben, die dort einst bestanden hätten. Die hätten dort mehrerer Hundert Millionen Jahre lang existiert. Gleichzeitig hatten andere Untersuchungen aber nahegelegt, dass es auf dem Roten Planeten nie die klimatischen Verhältnisse gegeben hat, die das Vorkommen von flüssigem Wasser ermöglichten. Schon vor Jahren hatte die NASA eingestanden, dass diese beiden Forschungsergebnisse nicht miteinander in Übereinstimmung gebracht werden können.

Genau das meint das Team um Jiacheng Liu nun aber geschafft zu haben, wie die drei im Fachmagazin Science Advances darlegen. Anhand verschiedener Messdaten weisen sie demnach nach, dass einige wichtige chemische Muster in dem Gestein nicht im Kontext einer Umgebung von Seen erklärt werden können. Zentraler Punkt sind demnach nachgewiesene Elemente, die nicht wasserlöslich sind und in dem Krater an höheren Punkten stärker konzentriert seien, erläutert das Team. Das deute auf Prozesse hin, wie man sie in Böden findet und spreche gegen die Theorie vom wasserreichen Mars. Ihrer Analyse zufolge haben sich die Sedimente in einer Umgebung gebildet, die einer Wüste gleichen und nicht in einer seenreichen Landschaft.

Liu und ihr Team erkennen nun an, dass ihre Erkenntnisse den gängigen Theorien zur Entstehung der Landschaft widersprechen, und zwar sowohl den vermuteten Bedingungen am Boden als auch den Hypothesen zur einstigen Atmosphäre. Deswegen gehen sie davon aus, dass sie weitere Forschung nach sich ziehen wird. Die NASA hatte bereits 2017 erläutert, dass der Rover einander widersprechende Forschungsergebnisse liefert. Schon damals hatte es geheißen, dass die Modelle es einstigem flüssigem Wasser "richtig schwer" machen würden. Womöglich liefert die Forschung von Liu und ihrem Team nun die erhoffte Antwort, aber zuungunsten eines Mars der einst flüssiges Wasser und damit lebensfreundliche Bedingungen beherbergte.

Details aus Curiositys 2. Gigapixelpanorama (13 Bilder)

Ein Krater im Krater
(Bild: NASA/JPL-Caltech/MSSS)

(mho)