Massen-Hack: FBI drang in mehr als 8700 Computer in 120 Ländern ein

Während Ermittlungen gegen Verbreiter von Kinderpornografie hat das FBI Zehntausende IP-Adresse gesammelt und Tausende Rechner gehackt. Das war nur dank eines wohl unrechtmäßigen richterlichen Beschlusses möglich, der aber bald legal wäre.

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(Bild: dpa, Karl-Josef Hildenbrand/Archiv)

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Im Rahmen einer Kinderpornografie-Ermittlung hat die US-Bundespolizei FBI offenbar mit einer einzigen richterlichen Anordnung über 8000 IP-Adressen gesammelt und Rechner in 120 Staaten gehackt. Das geht aus dem Protokoll einer Beweisanhörung hervor, über die Vice berichtet. Das US-Onlinemagazin hatte bereits im Januar über den Fall geschrieben, dessen Ausmaß nun aber deutlich größer geworden sei, als damals angenommen. In dem Fall geht es um eine FBI-Ermittlung gegen eine Kinderpornographie-Seite im sogenannten Darknet.

Wie Vice zusammenfasst, hat das FBI im Februar 2015 die Systeme einer Seite zum Tausch von kinderpornografischen Inhalten beschlagnahmt. Aber anstatt das Portal umgehend zu schließen, sei es 13 Tage lang weiter betrieben worden, um an die Nutzer zu gelangen. Deren IP-Adressen seien so aber nicht abzugreifen gewesen, da sie sich typischerweise über Tor damit verbunden hätten. Deswegen habe das FBI die zugreifenden Rechner mit Malware infiziert, die dann die richtige IP-Adresse an die Ermittler schickte.

Insgesamt habe das FBI bei dieser Operation dann 8000 Computer in 120 Ländern gehackt, obwohl der zuständige Richter nur Anordnungen für seinen Bundesbezirk (im östlichen Virginia) habe erlauben dürfen. Das gehört aber bald der Vergangenheit an, erklärt Vice weiter. Eine neue Verfügung, die am 1. Dezember inkrafttreten soll, werde Richtern genau das erlauben, was in diesem Fall so wohl nicht zulässig war. Bislang sei solches massenhafte Hacking aber auf Kinderpornografie-Ermittlungen beschränkt, aber es sei angesichts der anstehenden Regeländerung nicht sicher, dass das so bleiben wird, ergänzt das US-Magazin.

Im vorliegenden Fall kritisierte der Pflichtverteidiger mehrerer Angeklagte laut dem Protokoll das Vorgehen des FBI. Insgesamt seien weltweit 100.000 Personen von der richterlichen Anordnung betroffen gewesen – jeder der die fragliche Homepage besucht hatte. Dort sei das illegale Material aber gar nicht mehr verfügbar gemacht worden, wer also nicht weiter klickte, wusste eventuell gar nicht, worum es eigentlich ging. Auch das könne erklären, warum von rund 100.000 Betroffenen lediglich rund 8700 gehackt und insgesamt nur 214 Personen festgenommen wurden. (mho)