Mastodon: Fokus auf Hauptinstanz Mastodon.social für mehr Wachstum

Das Mastodon-Netzwerk setzt sich aus tausenden Instanzen zusammen, es dominiert aber klar die des Gründers. Nun soll die noch weiter in den Vordergrund rücken.

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Einstieg auf Mastodon.social oder "mein eigener Server"?

(Bild: Eugen Rochko)

Lesezeit: 3 Min.

Bei der Twitter-Alternative Mastodon soll der Einstieg leichter werden, gleichzeitig hat Entwickler Eugen Rochko versprochen, einige der am meisten nachgefragten Funktionen umzusetzen. Wie er in einem Blogeintrag erläutert, werden Neuankömmlinge nun standardmäßig auf eine Instanz gelotst, die Rochkos Firma betreibt. Zwar kann zu jedem Zeitpunkt eine Alternative gewählt werden, aber Mastodon verstärkt damit den Fokus auf Mastodon.social, dem bereits jetzt größten Teil des Mastodon-Netzwerks. Auf der Plattform gibt es an dem Schritt teils heftige Kritik. Rochko erwidert, man könne nicht nur Menschen anlocken, die Wert auf Dezentralität liegen. Angekündigt hat er derweil die oft nachgefragten zitierten Beiträge ("Quote Posts"), eine verbesserte Suche und Gruppen.

Mit rund 1,2 Millionen aktiven Accounts auf fast 10.000 Servern ist Mastodon aktuell die größte Twitter-Alternative. Trotzdem liegt diese Zahl inzwischen wieder deutlich unter dem Rekordwert aus dem Dezember, als fast 2,5 Millionen gezählt wurden. Zwar steigt die Zahl der abgesetzten Beiträge – auf inzwischen monatlich mehr als eine Milliarde –, aber es hat sich auch der Eindruck verfestigt, dass unter anderem hohe Einstiegshürden das Wachstum behindern. Das sieht nun wohl auch Rochko so. Wenn der Einstieg so leicht wie möglich ist, könnten neue Benutzer schneller mit anderen interagieren, schreibt er: Dann könne man auch viel besser zeigen, welche Möglichkeiten dezentrale Netze bieten und die Neulinge würden nicht direkt wieder aussteigen und sich nicht mehr melden.

Vor allem in den Apps von Mastodon wird deutlich, wie die Neuausrichtung aussieht. Ein deutlich sichtbarer Button führt dort direkt zur Einrichtung eines Accounts auf Mastodon.social, wer auf eine Alternative will, muss etwas genauer hinsehen. Im Browser ist die Bevorzugung der größten Instanz nicht ganz so augenscheinlich. Trotzdem gibt es an dem Schritt bereits große Kritik. Dabei wird allem darauf Bezug genommen, dass Mastodon als Teil des sogenannten Fediverse eigentlich explizit dezentral sein soll. Viele Instanzen sollen sich dabei ergänzen und keine ein Übergewicht erreichen. Die Befürchtung ist unter anderem, dass Mastodon.social als mit Abstand größter Teil immer interessanter für Investoren wird, die mit einem Schlag einen Großteil des Netzwerks übernehmen könnten.

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Technisch ändert sich aber nichts daran, dass man ein Profil leicht von einer auf andere Instanz umziehen kann. Die Follower kommen dabei mit, abgesetzte Beiträge verbleiben aber auf der alten Instanz. Auch wenn Neulinge also jetzt noch stärker auf Mastodon.social gelotst werden, dürften einige dann aber auf eine andere Instanz weiterziehen, etwa weil die inhaltlich besser passt oder dort mehr Beiträge aus der Umgebung auftauchen.

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Rochko ist sich der Kritik an seinem Schritt offenbar bewusst, hält die Verringerung der Einstiegshürden aber für wichtiger. In dem Blogeintrag kündigt er außerdem einen weiteren Kurswechsel an. Lange hat er sich gegen Beitragszitate gewehrt, weil er meinte, dass "Quote Tweets" eine technische Grundlage für Hasskampagnen auf Twitter waren. Seit Monaten werden solche Beiträge mit den eingebetteten zitierten Beiträgen aber vehement gefordert und nun hat er angekündigt, dass sie eingeführt werden sollen. Zudem soll die aktuell noch wenig hilfreiche Suchfunktion überarbeitet werden, damit Inhalte und Profile leichter zu finden sind. Mit kleineren Updates soll derweil dafür gesorgt werden, dass Hürden abgebaut werden, die durch die Dezentralität entstehen.

(mho)