Maulkorb für MIT-Studenten

Ein US-Gericht hat die Präsentation dreier MIT-Studenten auf der Sicherheitskonferenz DefCon zu Lücken im Bezahlsystem des Bostoner Nahverkehrssystems verhindert.

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Von
  • Sven Hansen

Drei Studenten des Massachusetts Institute of Technology (MIT) wurde per einstweiliger Verfügung untersagt, die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit im Rahmen der Sicherheitskonferenz DefCon in vollem Umfang vorzustellen. Die Studenten Zack Anderson, RJ Ryan und Alessandro Chiesa hatten sich im Rahmen eines Seminars mit Sicherheitslücken im Bezahlsystem des Bostoner Nahverkehrssystems beschäftigt und Wege gefunden, das Ticketsystem für Freifahrten zu missbrauchen. Die zuständige Behörde, die Massachusetts Bay Transit Authority (MBTA), erwirkte die einstweilige Verfügung mit dem Argument, dass Nachahmer das System in großem Stil manipulieren könnten.

Kritik an der Entscheidung kommt von der Electronic Frontier Foundation (EFF), die das Recht auf freie Meinungsäußerung durch die einstweilige Verfügung beschnitten sieht: "Die richterliche Anordnung ist eine illegale Vorabeinschränkung legitimer Forschungsarbeit", verdeutlicht EFF-Sprecherin Jennifer Granick. Insbesondere kritisiert Granick, dass die Entscheidung auf Basis eines Gesetzes getroffen wurde, das eigentlich für den Tatbestand des Eindringens in Computersysteme gedacht sei.

"Indem das Gericht die öffentliche Präsentation der Studenten mit dem Einbruch in ein Computersystem gleichsetzt, liegt es mit seiner Interpretation des Gesetzes aus unserer Sicht nicht mehr im Rahmen der Verfassung", erklärt Granick. Die Studenten sind in erster Linie enttäuscht, dass sie ihre Ergebnisse nicht vortragen können: "Wir wollten den Konferenzteilnehmern unsere wissenschaftliche Arbeit näher bringen und hatten ohnehin vor, Trittbrettfahrern die Nachahmung durch das Weglassen einiger Details unmöglich zu machen", stellt Zack Anderson klar. (sha)