Mayflower 400: Vollautonomes Schiff kämpft mit Batterieladeproblemen

Die Mayflower 400 muss erneut einen Zwischenstopp einlegen. Ein Defekt an der Ladeelektronik muss repariert werden.

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Die Mayflower 400 wird später als erwartet in Washington DC ankommen.

(Bild: IBM)

Lesezeit: 3 Min.

Die Atlantiküberquerung des vollautonomen Trimarans Mayflower 400 (Mayflower Autonomous Ship – MAS) steht unter keinem guten Stern: Erneut hat eine Fehlfunktion im Generatorsystem das Schiff lahmgelegt, wie aus Twittereinträgen des "AI-Captains" des Schiffs hervorgeht. Der Fehler trat bereits am letzten Maiwochende auf. Das Schiff wird nun in den Hafen von Halifax in Kanada umgeleitet, um das Problem zu beseitigen.

Erst Mitte Mai 2022 musste die von IBM ausgerüstete und von dem gemeinnützigen Verein Promare betreute Mayflower 400 ihre versuchte Atlantiküberquerung wegen eines Generatorproblems unterbrechen. Zuvor hatte sie ihn Ende April nach einer längeren Unterbrechung seit Mitte 2021 zunächst wieder aufgenommen. Erneut ist das Generatorsystem betroffen. Nach Angaben des "AI-Captains" ist ein Problem am Ladestromkreis für die Starterbatterien am Wochenende vom 28. bis 29. Mai aufgetreten.

Blick auf den Hafen Halifax', der Hauptstadt Neuschottlands. Hier hat die kanadische Kriegsmarine ihr Atlantik-Hauptquartier.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Das Team habe sich daher einen Tag später entschieden, auf den Backup-Navigations-PC umzusteigen. Die Systeme von IBM würden weiterhin funktionieren, heißt es von einem IBM-Sprecher, wie The Register am Donnerstag berichtet. Das Projektteam von Promare hat sich dennoch dazu entschlossen, das Schiff in den Hafen von Halifax in Kanada zu beordern. Dort soll die Ursache des Fehlers untersucht und behoben werden.

Erwartet wird die Mayflower in Halifax am Wochenende. Bis dahin sollen die autonomen Systeme aber weiter getestet werden: "Das Team belastet weiterhin alle Systeme bis an ihre Grenzen und lernt dabei enorm viel über die Entwicklung, den Bau und den Betrieb autonomer Schiffe", heißt es vom "AI-Captain".

Die aktuellen Probleme und die Umleitung in den Hafen Halifax' verzögern die Ankunft der Mayflower 400 in den USA. Ursprünglich hätte sie nach der Behebung des letzten Fehlers am 20. Mai etwa 16 Tage später in Washington DC ankommen sollen. Nun nennt Promare kein neues Ankunftsdatum. Zunächst müssen die Untersuchungen am Schiff abgeschlossen und die Fehler komplett behoben sein.

Die Mayflower 400 ist ein 15 m langer autonomer Trimaran, der elektromotorisch über zwei 20 KW-Motoren angetrieben wird und als Backup einen Dieselmotor an Bord hat. Das Schiff besitzt 15 Solarpaneele, die in der Spitze jeweils rund 2,5 kW elektrische Leistung liefern. Im elektrischen Betrieb kommt die Mayflower auf eine Geschwindigkeit zwischen 4 Knoten (kn) und 5 kn (etwa 7,4 km/h bis 9,3 km/h). Im Segelbetrieb mit einer Segelflosse erreicht das Schiff eine Geschwindigkeit von etwa 10 kn.

An Bord befindet sich ein Computer, der für KI-Software optimiert ist und mit speziellen Rechnern von Nvidia ausgestattet ist. Die Steuerung übernimmt eine Künstliche Intelligenz. Das Schiff ist unbemannt. IBM beabsichtigt damit die technischen Möglichkeiten von Edge Computing zu demonstrieren, denn die Datenverarbeitung und KI des Schiffs läuft weitgehend lokal.

Interessierte können sich jederzeit über den Zustand der Mayflower 400 und ihre Position informieren. Hierzu stellt das Projektteam ein Dashboard zur Verfügung. Eine Live-Webcam liefert Bilder von Bord des Schiffs, sofern eine Online-Verbindung besteht.

(olb)