Media Lab des MIT mit neuer Führung

Nachfolger von Nicholas Negroponte, der das von ihm gegründete Hightech-Forschungszentrum nach mehr als 20 Jahren verlässt, wird der ehemalige Chef der IBM-Tochter Tivoli Systems, Frank Moss.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Das Media Laboratory am Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat einen neuen Leiter. Rückwirkend zum 1. Februar ernannte die Elite-Universität den ehemaligen Chef der IBM-Tochter Tivoli Systems, Frank Moss zum Nachfolger von Nicholas Negroponte, der das von ihm gegründete Hightech-Forschungszentrum nach mehr als 20 Jahren verlässt. Moss war zuletzt in der Bio-Informatikbranche tätig und hatte das auf Krebsheilmittel spezialisierte Unternehmen Infinity Pharmaceuticals mit aufgebaut. Der Doktor der Flug- und Raumfahrttechnik steht zudem der Strategic Software Ventures LLC vor, die sich auf die Förderung von jungen Software-Unternehmen spezialisiert hat.

Wegen seiner breitbandigen Forschungsvorhaben mit oft ungewöhnlichen Inhalten zählt das MIT Media Lab zu den renommiertesten Forschungsadressen in der Technologiebranche weltweit. Der enge Kontakt zur Industrie, die einen Großteil der benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung stellt, erweist sich jedoch nicht immer als förderlich. So musste das europäische MIT Media Lab in Dublin im vergangenen Jahr die Arbeit einstellen, weil sich nicht genügend Sponsoren fanden, um die laufenden Kosten zu decken. Zuvor hatte sich das MIT bereits aus dem Media Lab Asia in Indien zurückgezogen, das eigentlich helfen sollte, die digitale Spaltung zwischen der benachteiligten Landbevölkerung und gut ausgebildeten Städtern zu überwinden. Grund waren ebenfalls finanzielle Probleme.

Wurde am Media Lab bislang vor allem das Konzept verfolgt, zunächst die Funktionstüchtigkeit neuer Techniken und Anwendungen im Bereich digitaler Medien, Unterhaltung oder computergestützter Interaktion zu demonstrieren und die geistigen Leistungen dann möglichst schnell zu lizenzieren, will der neue Direktor Frank Moss künftig mehr Wert auf die Entwicklung fertiger Prototypen legen. "Früher galt das Motto 'demonstriere oder stirb'", erklärte Moss, "künftig könnte das Credo am Media Lab aber 'baue oder gehe unter' heißen." Als Beispiel führt der IT-Experte das 100-Dollar-Laptop-Projekt für Entwicklungsländer an, dessen Idee vom Gründer des Media Lab, Nicholas Negroponte, stammt.

Der 63-jährige Bruder des US-Nachrichtendienst-Chefs John Negroponte hat inzwischen mehr als 20 Millionen US-Dollar für seine Initiative "One Laptop per Child" (OLPC) gesammelt und auch die UNO mit ins Boot geholt. Ziel ist die Massenproduktion von billigen, portablen Computern für Schulkinder in unterentwickelten Ländern. Die Prozessortechnik der Low-Budget-Laptops soll von AMD kommen, für die Entwicklung eines Betriebssystems konnte Negroponte zuletzt den US-amerikanischen Linux-Distributor Red Hat gewinnen. Die Produktion der OLPC-Geräte, die nicht für den freien Markt bestimmt sind, will der taiwanische Notebook-Hersteller Quanta übernehmen. Nach dem Ausscheiden aus dem Media Lab will Negroponte sich nun ganz seinem Lebenswerk OLPC widmen. (pmz)