Megadeal: EU-Wettbewerbshüter geben VMware-Übernahme durch Broadcom frei

Die Akquisition von VMware durch Broadcom könnte zwar den Wettbewerb bei speziellen Adaptern gefährden, moniert die EU-Kommission. Zusagen reichen ihr aber aus.

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Eingangsbereich des Unternehmenssitzes von US-Chiphersteller Broadcom in Irvine, US-Bundesstaat Kalifornien.

(Bild: Sasime/Shutterstock.com)

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Die Kartellbehörde der EU-Kommission hat die geplante Übernahme des Virtualisierungsspezialisten VMware durch den US-Chipkonzern Broadcom nach der Fusionskontrollverordnung geprüft und unter Auflagen genehmigt. Dies teilte die EU-Kommission am Mittwoch mit. Erst im April vertraten die EU-Prüfer zwar noch die Auffassung, dass der über 60 Milliarden schwere Tech-Megadeal den Wettbewerb auf dem Markt für bestimmte Hardwarekomponenten gefährden könnte. Die Kommission gibt sich nun aber mit Zusicherungen von Broadcom zufrieden, dass der Konkurrent Marvell gleichberechtigt am Wettbewerb teilnehmen könne und dies auch für potenzielle Neueinsteiger ins Chip- und Virtualisierungsgeschäft gelte.

Bei der eingehenden Prüfung haben die EU-Wettbewerbshüter festgestellt, dass Broadcom eine starke Stellung auf dem Markt für Hardwarekomponenten innehat, die Server mit Speichern oder Netzwerken verbinden. Dabei geht es vor allem Fibre Channel Host-Bus Adapter (FC-HBA), Speicheradapter und Network Interface Cards (NICs). VMware wiederum biete Software an, die mit einer großen Bandbreite an genau solcher Hardware interoperabel ist. Durch die Akquisition würde Broadcom so in die Lage versetzt, "den Wettbewerb auf den Märkten für NICs, FC-HBA und Speicheradapter einzuschränken". Der Konzern hätte etwa die Möglichkeit und den Anreiz, Marvell hier auszugrenzen.

Keine Bedenken hat die Kommission, dass Broadcom die Virtualisierungssoftware von VMware mit eigenen Mainframe- und Sicherheitsprogramme bündeln könnte. Solche Produkte würden nämlich von verschiedenen Abteilungen der Abnehmer sowie meist auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten gekauft. Einen wirtschaftlichen Anreiz, die Entwicklung von SmartNICs durch andere Anbieter wie Nvidia, Intel und AMD Pensando zu behindern, gebe es auch nicht. Analysten hatten vor allem die potenziell gestärkte Marktposition von Broadcom im Cloud-Bereich als wahrscheinlichsten Grund für ein Scheitern des Deals gehalten. Darauf gehen die EU-Kartellwächter aber gar nicht ein.

Die Kommission verweist dagegen auf die von Broadcom angebotenen "umfassenden Verpflichtungen" in Bezug auf den Zugang zu Programmierschnittstellen sowie zu Material, Instrumenten und technischer Unterstützung, die für die Entwicklung und Zertifizierung von FC-HBA Dritter erforderlich sind, sowie für die Interoperabilität von VMWare-Programme für Marvell & Co. Die Zusagen schlössen die Freigabe von Quellcode für alle derzeitigen und künftigen FC-HBA-Treiber von Broadcom durch eine "unwiderrufliche Open-Source-Lizenz" ein. Teams, die an Hardware und an der Zertifizierung von Drittparteien und technische Unterstützung zuständig seien, würden zudem organisatorisch getrennt.

Diese Abhilfemaßnahmen seien wirksam, heben die Prüfer hervor und verweisen dabei auch auf positive Rückmeldungen von Marktteilnehmern. Die kartellrechtlichen Bedenken würden damit ausgeräumt. Die Genehmigung der Kommission sei zudem an die Auflage geknüpft, dass die auf zehn Jahre befristeten Zusagen "vollständig erfüllt werden". Für die Überwachung der Einhaltung werde ein unabhängiger Treuhänder zuständig sein. Die Wettbewerbswächter der USA und Großbritanniens untersuchen die geplante Akquisition derweil noch. Vor allem die zuständige britische Competition and Markets Authority (CMA) warnte vor negativen Auswirkungen und leitete eine vertiefte Prüfung ein, die noch bis September dauern dürfte. Broadcom will den Kauf eigentlich bis Oktober abschließen.

(axk)