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Megaupload: Carpathia verlangt Entscheidung zu Serverkosten

Martin Holland

Der Rechenzentren-Betreiber Carpathia Hosting verlangt eine richterliche Entscheidung darüber, was mit den Daten von Megaupload geschehen soll. Seit der Razzia gegen den Sharehoster trägt das Unternehmen selbst die Serverkosten.

Carpathia Hosting [1], auf dessen Servern Daten des abgeschalteten [2] Sharehosters Megaupload gespeichert sind, bittet angesichts der wachsenden Kosten um eine richterliche Entscheidung über das weitere Vorgehen. Der Server-Anbieter hat bei einem der Bundesbezirksgerichte im US-Bundesstaat Virginia einen Antrag eingereicht [3], um zu erfahren, was mit den ursprünglich von Megaupload gehosteten Daten geschehen soll. Seit der Dienst im Januar vom Netz genommen wurde, wird Carpathia für seine Dienste nicht mehr bezahlt.

Carpathia würde normalerweise die Daten löschen und die Server anderen Kunden zur Verfügung stellen, erklärte das Unternehmen. Doch im Falle der Daten von Megaupload sei das nicht geschehen, weil bereits mehrere Parteien Interesse daran angemeldet hätten. Megaupload selbst habe angeführt, die Daten könnten für die Verteidigung nötig sein oder irgendwann den Nutzern zurückgegeben werden. Auch die US-Regierung habe bereits ausgeführt, die Daten zu benötigen, während die Electronic Frontier Foundation (EFF) erklärt habe, die Interessen der Nutzer mit legalen Inhalten zu vertreten. Die Motion Picture Association of America (MPAA) begründe ihr Interesse wiederum mit eventuellen Verfahren wegen Urheberrechtsverletzungen.

In seinem Antrag führt Carpathia aus, dass die gehosteten Daten insgesamt 25 Petabyte umfassen, also 25 Millionen Gigabyte. Die Kosten dafür belaufen sich allein in Ashburn, Virginia auf täglich 9000 US-Dollar (rund 6800 Euro). Außerdem habe das Unternehmen hier wegen eines auslaufenden Vertrags damit beginnen müssen, die Server in ein unternehmenseigenes Rechenzentrum zu überführen. Dafür seien Transportkosten in Höhe von 65.000 US-Dollar (49.000 Euro) angefallen. Zu denen kämen noch einmal monatliche Mietkosten in Höhe von 37.000 US-Dollar (28.000 Euro) hinzu. Die Server selbst hätten darüber hinaus einen Wert von rund 1,25 Millionen US-Dollar (rund 950.000 Euro).

Dem Gericht unterbreitet Carpathia drei Lösungsmöglichkeiten für das Kostenproblem: Entweder könnten die Interessenten dazu verpflichtet werden, die Server von Megaupload zu übernehmen. Dafür müsste Carpathia vernünftig entschädigt werden. Sollte Carpathia die Daten aber weiterhin sichern müssen, so verlangt es eine Entschädigung durch die Interessenten. Ansonsten bittet Carpathia das Gericht um die Erlaubnis, die Daten löschen zu dürfen. Dafür schlägt der Konzern eine "kurze, aber vernünftige" Übergangszeit vor, in der es einen genehmigte Prozedur gibt, um ausgewählte Daten zu kopieren.

Unterdessen steht der Gründer von Megaupload, Kim Dotcom, in Neuseeland weiter unter Hausarrest [4]. Unter der Woche hatte ihm ein Richter den Anspruch auf monatlich 60.000 neuseeländische Dollar (knapp 37.000 Euro) aus seinem Vermögen zugesprochen. Außerdem bekommt er seinen Mercedes zurück, berichteten Medien übereinstimmend. (mit Material von dpa) / (mho [5])


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https://www.heise.de/-1479053

Links in diesem Artikel:
[1] http://carpathia.com
[2] https://www.heise.de/news/Razzia-gegen-Megaupload-FBI-laesst-Kim-Schmitz-verhaften-1417529.html
[3] http://ia600807.us.archive.org/2/items/gov.uscourts.vaed.275313/gov.uscourts.vaed.275313.39.0.pdf
[4] https://www.heise.de/news/Megaupload-Gruender-Dotcom-bleibt-gegen-Kaution-frei-1444937.html
[5] mailto:mho@heise.de