Mehr Online-Ausleihen: Pandemie verstärkt Wandel in Bibliotheken

Bibliotheken verlieren in der Pandemie einen Teil der Leser. Die Berliner Bibliotheken halten mit besonderen Online-Angeboten erfolgreich dagegen.

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(Bild: Iakov Filimonov/Shutterstock.com)

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  • dpa
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Zwei Jahre Pandemie ändern auch das Verhalten der Nutzer öffentlicher Bibliotheken. Die Berliner Bibliotheken haben die Nutzung während dieses Zeitraums analysiert: Sie verloren einen Teil ihrer bisherigen Leser und es wurden auch deutlich weniger Medien ausgeliehen. Gleichzeitig konnten aber neue Nutzer gewonnen werden und die Zahl der Online-Ausleihen stieg deutlich an. Das geht aus vorläufigen Zahlen des Verbundes der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

Ein Teil der bisherigen Leser verlängerte und nutzte seine Ausweise nicht weiter: "Von 2019 auf 2020 hatten wir einen Verlust von etwa sechs Prozent, von 2020 auf 2021 dann zehn Prozent", berichtet Anna Jacobi, Sprecherin der Zentral- und Landesbibliothek Berlin. "Wir hoffen natürlich aber, dass sie sich 2022 wieder anmelden", sagte Jacobi mit Blick auf diese Leser. Derzeit liege die Zahl der gültigen Leseausweise bei rund 350.000.

Der Rückgang der aktiven Leser machte sich bei der Zahl der analogen Ausleihen bemerkbar: Waren es 2019 noch rund 21,3 Millionen so genannte analoge Entleihungen, so sank die Zahl im ersten Coronajahr 2020 auf rund 15,7 Millionen und stabilisierte sich 2021 bei rund 15,9 Millionen.

"Die medienpädagogische Arbeit mit Führungen, Kitabesuchen und anderen Angeboten, bei der oft neue Ausweise gewünscht werden, ist nun schon leider zwei Jahre lang eingebrochen. Wir hatten außerdem im Jahr 2020 acht und 2021 vier Wochen geschlossen", berichtet die Sprecherin.

Dennoch verzeichneten die Bibliotheken nach einem Einbruch im ersten Pandemiejahr 2021 eine Steigerung bei den Neuanmeldungen von rund 58.000 (2020) auf rund 73.000 (2021). "Das lag vermutlich auch an dem besonderen Angebot der kostenlosen Online-Ausweise, das es 2021 fast ein halbes Jahr lang gab", so Jacobi. Von Mitte Januar bis Ende Juni gab es einen drei Monate gültigen Ausweis, der online erstellt werden konnte und für online-Medien galt.

"Der Gedanke war damals auch: Wir schaffen Anreize, damit die Menschen möglichst ohne viele Wege die Angebote des VÖBB nutzen können", so Jacobi. Das taten die Leser auch: 2021 wurden laut Jacobi rund drei Millionen Medien aus dem Internet-Angebot ausgeliehen. 2020 waren es rund 2,5 Millionen und im Jahr 2019 vor der Pandemie zwei Millionen.

Die digitalen Angebote im Verbund seien insgesamt verstärkt worden. "In der Zentral- und Landesbibliothek Berlin sind beispielsweise die Gebärdensprachlesungen nun auf YouTube wie auch eine Reihe von Märchenerzählerinnen", berichtet Jacobi. In Friedrichshain hätten die Kinderbibliothekarinnen zwei digitale Rätselspiele entwickelt, die Kinder zuhause spielen können. In Marzahn seien Podcasts mit Literaturempfehlungen in der Reihe "Schwebende Bücher" produziert worden.

"Zwei Jahre Pandemie – wir waren da für die Berlinerinnen und Berliner und sind nach wie vor lebendige Orte der Begegnung, wenn auch mit etwas mehr Abstand", betont Anna Jacobi. "Die Menschen, die in den Bibliotheken arbeiten, haben wirklich Einsatz gezeigt. "Ohne Sie wären die Corona-Zeiten unerträglich", schrieb uns eine Besucherin neulich. Das hat uns sehr berührt", so die Sprecherin. Zum Bibliotheksverbund gehören rund 80 Bibliotheken in Berlin.

(tiw)