Messaging: Telegram-Gründer Pawel Durow kündigt Bezahldienst noch für Juni an

Mit Telegram Premium kommt in Kürze eine Abo-Funktion, mit der Nutzer "zusätzliche Funktionen, Geschwindigkeit und Ressourcen" zum Chat erwerben können sollen.

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(Bild: Justlight/Shutterstock.com)

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Der Messaging-Dienst Telegram, der nach eigenen Angaben rund 500 Millionen aktive Nutzer weltweit hat, macht Ernst mit der seit anderthalb Jahren diskutierten Einführung eines Bezahlmodells. Noch im Juni werde man die Abo-Funktion "Telegram Premium" einführen, kündigte Gründer Pawel Durow am Freitag auf seinem eigenen Kanal auf der Plattform an. Zahlenden Usern versprach er dabei "zusätzliche Funktionen, Geschwindigkeit und Ressourcen".

"Keine Sorge", wendet sich Durow in dem Beitrag an alle bestehenden Mitglieder der Telegram-Community, die weiter gratis darüber kommunizieren wollen. "Alle bestehenden Funktionen bleiben kostenlos." Es würden sogar noch viele neue Gratis-Features hinzukommen. Auch Nutzer, die die seit Ende 2020 vorbereitete Premium-Variante nicht abonnierten, kämen in den Genuss einiger Vorteile: "So können sie zum Beispiel extragroße Dokumente, Medien und Sticker ansehen, die von Premium-Usern gesendet wurden". Es sei auch möglich, auf Reaktionen zahlender Kunden zu tippen, "die bereits an eine Nachricht angeheftet wurden, um auf die gleiche Weise zu reagieren".

Details dazu, was Premium-Nutzer erhalten und was sie dafür ausgeben müssen, nannte Durow noch nicht. In den vergangenen Tagen waren aber bereits Berichte über eine einschlägige Betavariante der aufgebohrten App aufgetaucht. Darin werden etwa eine erhöhte Datei-Upload-Größe, schnellere Download-Geschwindigkeiten, Sprache-zu-Text-Konvertierung, mehr Sticker und Emojis sowie erweiterte Chat-Management-Funktionen genannt. Als monatlicher Preis waren zuletzt 4,99 US-Dollar pro Monat im Gespräch, wobei es aber regionale Unterschiede geben könnte.

"Bis heute sind unsere Limits für Chats, Medien und Datei-Uploads unübertroffen", erläutert Durow. "Dennoch haben uns viele gebeten, die aktuellen Grenzen noch weiter anzuheben. Also haben wir uns überlegt, wie wir euch über das hinausgehen lassen können", was bereits ein tolles Angebot sei. "Wenn wir alle Limits für alle aufheben würden, würden unsere Server- und Traffic-Kosten unüberschaubar", gibt der 37-Jährige zu bedenken. Dann wäre"die Party leider für alle vorbei". Die einzige Möglichkeit, "unseren anspruchsvollsten Fans mehr zu bieten" und gleichzeitig für den Rest zumindest alles beim Alten zu halten, bestehe in einer kostenpflichtigen Zusatzoption.

Telegram habe auch mit "datenschutzfreundlicher Werbung" in öffentlichen Kanälen experimentiert, berichtete Durow, der als russischer Mark Zuckerberg gilt. Diese seien zwar "erfolgreicher" gewesen, "als wir erwartet hatten". Er glaube aber trotzdem, dass der Dienst "in erster Linie von seinen Nutzern und nicht von Werbetreibenden finanziert werden sollte". Auf diese Weise würden die Mitglieder "immer unsere Hauptpriorität bleiben". In jüngster Zeit hatte Telegram auf externe milliardenschwere Finanzierungen zurückgegriffen, um allein die eigenen Serverrechnungen zu bezahlen.

Der Chat-Dienst existiert seit 2013 und war zunächst besonders bei Oppositionellen in autoritären Ländern beliebt. Mittlerweile ist er aber wegen fragwürdiger Gruppen und krimineller Aktivitäten in den Fokus etwa deutscher Behörden geraten.

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Der neue Bezahlansatz könnte sich auch auf den Streit zwischen der hiesigen Justiz und Telegram über die Anwendung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes auswirken. Der Anbieter habe keinen Ansprechpartner für Behörden benannt und kein Beschwerdeverfahren für strafbare Inhalte aufgesetzt, moniert das Bundesamt für Justiz seit Langem. Dem Betreiber drohen Strafen von bis zu 55 Millionen Euro. Um einen möglichen Bußgeldbescheid zu vollstrecken, kann sich Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) vorstellen, in die Finanzströme an das Unternehmen einzugreifen. Dafür müsste dieses aber auch zunächst Geld einnehmen.

(bme)