Messebesuch gegen E-Mail-Adresse
Systemsbesucher sollen Namen, Firma, Telefonnummer, E-Mail-Adresse und sie interessierende IT-Themen angeben, um auf die Messe zu gelangen; so mancher zeigte sich über die Datenerfassung irritiert.
Besucher empfängt die diesjährige Systems mit einer beeindruckenden iMac-Formation: In der Empfangshalle stehen etwa 250 der futuristisch anmutenden weißen Halbkugeln mit TFT-Display, platziert in elf Reihen. Die iMacs werben nicht für Apple -- der kalifornische Hersteller stellt selbst auf der Systems gar nicht aus --, sie sollen vor allem die Daten der Besucher erfassen. Egal, ob das Messeticket aus eigener Tasche oder von einem einladenden Aussteller bezahlt wird, die Ankommenden sollen ihren Namen, ihre Firma, Telefonnummer, E-Mail-Adresse und die sie interessierenden IT-Themen in die iMacs eintippen. Danach spuckt der Drucker ein Namensschild aus, das auch einen zweidimensionalen Barcode enthält. Mit Scannern, die die Messegesellschaft für 345 Euro an Aussteller vermietet, können die Besucherdaten am Messestand dann problemlos erfasst werden -- inklusive zusätzlicher Infos wie "Person wünscht weiteres Infomaterial".
Mancher Besucher zeigte sich irritiert über die gigantische Datensammlung. Immerhin zählte die Systems im vergangenen Jahr rund 120.000 Besucher, in diesem Jahr haben sich 20.000 vorab online registriert. Die Münchner Messe sieht in der Erfassung keinen Datenschutzverstoß: "Die Systems ist eine Fach- und keine Publikumsmesse", betont Kurt Schraudy von der Messegesellschaft im Gespräch mit heise online. "Wir erfassen ja keine privaten Daten." Schraudy ist der für IT zuständige Prokurist und leitet das Projekt Besucherregistrierung. Immerhin ergänzt Schraudy: "Die Registrierung ist kein Muss, wer sie explizit ablehnt, kommt auch ohne Daten-Eingabe in die Hallen."
Die Idee zur Registrierung stammt aus den USA. Dort würden praktische auf jeder Messe die Daten der Besucher erfasst, sagt Schraudy. Die im hiesigen Ausstellerbeirat organisierten Firmen hätten den Wunsch formuliert, dies künftig auf der Systems genauso zu praktizieren. Auch die Messe selbst ist interessiert: "Für uns ist es wichtig, unsere Besucher zu kennen", betont Schraudy. Die erfassten Daten will die Messe nur für eigene Marketingzwecke nutzen, eine Weitergabe oder den Verkauf an Dritte schließt Schraudy aus. Lediglich die per Scanner erfassten Daten von Standbesuchern würden dem jeweiligen Aussteller zur Verfügung gestellt.
Die Begeisterung der Aussteller für die neue Technik hält sich bislang in Grenzen: Ganze 45 der Scanner wurden dieses Jahr vemietet, vor allem an große Aussteller wie Microsoft oder Siemens. Zum Einsatz kommen sie auch dort kaum, bei Microsoft lag der Scanner zum Beispiel am Nachmittag des ersten Messetags unbenutzt unter dem Tresen. Kurt Schraudy: "Wir werden sicher ein, zwei Jahre brauchen, um die Aussteller von dem System zu überzeugen." Immerhin entfalle damit ja das Abtippen von Visitenkarten. (hod)