Metz mecablitz: Wieder "Made in Germany"?

Der fränkische Blitzgerätehersteller Metz mecatech setzt wieder auf die Produktion in Zirndorf. Diese Neuanfang ist für uns Anlass, einen Blick zurück in die Unternehmensgeschichte zu werfen.

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Von
  • Dr. Christoph Jehle
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Bald wieder "Made in Germany": Mitte Juli sind die Werkzeuge und Bauteile für den Mecablitz 26 AF-1 in Zirndorf eingetroffen.

(Bild: Metz)

Die Daum Gruppe, der neue Eigentümer der Blitzgerätesparte der insolventen Metz-Werke, setzt wieder auf die Produktion der Metz-mecablitz-Geräte in Zirndorf. Das frühere Management hatte Teile der Produktion nach Fernost ausgelagert. Mitte Juli sind nun die Werkzeuge und Bauteile des Mecablitz 26 AF-1 im Werk in Zirnorf eingetroffen, so dass nach Aussage des Unternehmens die wieder nach Deutschland zurückgeholte Produktion zeitnah aufgenommen werden kann.

Die Firma Metz geht auf das am im November 1938 von Paul Metz in Fürth gegründete Unternehmen Transformator- und Apparatebau Metz (TAM) zurück. Man begann mit der Fertigung von Regelaggregaten, Trafos und spektralanalytischen Geräten unter anderem für den Thüringer Optikhersteller Carl Zeiss. Im Jahre 1940 kam die spätere Ehefrau von Paul Metz, Helene Metz, zum ersten Mal zur Ferienarbeit in die Fürther Firma.

Mit der Mecaflex Kleinbild-Spiegelreflexkamera für 50 Aufnahmen im Format 24 x 24 mm, einer Konstruktion von Heiz Kilfitt, der zuvor schon die Robot-Kamera entwickelt hatte, startete Metz sein Engagement im Bereich der Fototechnik.

Arthur Fischer stellte 1949 das erste elektrische Synchronblitzgerät mit Blitzbirnen vor, das Blitzaufnahmen auch in geschlossenen Räumen ohne Brandrisiko ermöglichte. Das war der Startschuss für Paul Metz, der 1952 mit der Gründung eines neuen Unternehmensbereichs die Fertigung von Blitzgeräten mit fest eingebauter Blitzröhre für Agfa und Carl Braun im benachbarten Nürnberg startete. Der Name mecablitz hat sich seit dieser Zeit bis heute gehalten.

Mit dem ersten Auftrag für die Produktion von Leiterplatten für Radios, der im Jahre 1956 an die damaligen Ruwel-Werke in Geldern vergeben wurde, machte Metz den Anfang mit dem Einsatz von gedruckten Schaltungen in Deutschland.

Mit dem "mecablitz 100" brachte Metz 1957 das erste Transistoren-Elektronen-Blitzgerät der Welt auf den Markt. Im gleichen Jahr erfolgte die Inbetriebnahme des Tonmöbelwerks in Zirndorf. Bis 1972 wurden 2,5 Millionen Blitzgeräte produziert. Im Jahre 1979 griff man das von Braun in Franfurt eingesetzte SCA 100-Adapter-System auf, das es ermöglichte, die von zahlreichen Kameraherstellern inzwischen verfügbaren Blitz-Zusatzfunktionen zu nutzen und führte die Entwicklung als SCA 300 weiter. Neben Braun und Metz beteiligten sich auch Bosch/Bauer, Regula, Agfa, Osram und Cullmann an dem System, das bis heute noch von Metz angeboten wird. 1982 waren schon fünf Millionen Blitzgeräte in Fürth produziert worden. Nach dem Tod von Paul Metz im Jahre 1993 übernahm seine Frau Helene die Geschäftsführung.

Im Jahre 1999 zog das inzwischen als Metz-Werke GmbH & Co.KG firmierende Unternehmen komplett nach Zirndorf. 2000 wurde mit den SCA-Adaptern der Serie 3002 die letzte Generation der Wechseladapter vorgestellt. Metz erweiterte die Linie nicht mehr, da man sich seit einigen Jahren auf die Produktion jeweils systemspezifischer Blitzgeräte verlegt hatte.

2008 kam mit dem kabellosen Makroblitz mecablitz 15 MS-1 mit zwei individuell steuerbaren Reflektoren eine der letzten Innovationen aus Zirndorf.

(Bild: Metz)

Aus Kostengründen hatte man damals begonnen, Blitzgeräte im preisempfindlichen Einsteigersortiment aus Fernost zu beziehen. Zu den Lieferanten zählte das japanische Unternehmen Nissin, das seine Fertigung inzwischen nach China verlagert hat. Nissin hat aus der Lieferbeziehung kein Geheimnis gemacht und das "Made in Germany" bei Metz wurde ganz offensichtlich nicht mehr durchgehalten. Für zahlreiche Endverbraucher stellte sich damals die Frage, ob der Mehrpreis für die mecablitz-Geräte gerechtfertigt ist.

2008 folgt mit dem kabellosen Makroblitz mecablitz 15 MS-1 mit zwei individuell steuerbaren Reflektoren eine der letzten Innovationen aus Zirndorf. In den folgenden zwei Jahren kamen insgesamt 25 neue oder überarbeitete mecablitz-Geräte auf den Markt. Im Juli 2010 zog sich Helene Metz aus der aktiven Geschäftsführung zurück. Mit den Geräteserien mecalight (LED-Videoleuchten) und den mecastudio-Studioblitzgeräten wollte Metz ab 2012 seine Lichtkompetenz auch über die Kompaktblitzgeräte hinaus vermarkten.

Die aus China bezogenen mecastudio-Geräte mussten jedoch in beträchtlichem Umfange überarbeiten werden, bevor sie in Deutschland auf den Markt kommen konnten. Bei den LED-Leuchten musste man nach der Präsentation auf der photokina 2012 feststellen, dass der gleiche Hersteller aus China auch mindestens eine weitere deutsche Marke "ganz exklusiv" mit den gleichen Leuchten beliefern wollte.
Der Wettbewerbsdruck chinesischer Blitzgerätehersteller und die knappen Handels-Margen haben in den vergangenen Jahren schließlich so manchen Händler dazu bewogen, die mecablitz-Geräte aus dem Sortiment zu nehmen.

Kurz nach der photokina 2014 mussten die Metz-Werke Insolvenz anmelden. Während der TV-Bereich als Metz CE an den chinesischen Hersteller Skyworth verkauft wurde, übernahm die Fürther Daum-Gruppe im Mai 2015 das komplette Firmenareal in Zirndorf, führte die Blitzlicht- und Kunststoffsparte weiter und baute die SMD-Montage als dritten Unternehmensbereich auf. Metz mecatech beliefert die Metz CE mit Baugruppen, solange dort noch deutsche Technik verbaut wird. Das SCA-System wird offensichtlich zum Ende des Jahres 2015 aufgegeben, wenn der Stabblitz 76 MZ-5 digital aus dem Sortiment genommen wird. (ssi)