Mexiko kündigt digitales Zentralbankgeld an

Mexikos Regierung signalisiert die Einführung einer digitalen Zentralbank-Währung bis 2024. Die Zentralbank selbst aber hält sich bedeckt.

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(Bild: ANDREI ASKIRKA/Shutterstock.com)

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Von
  • Andreas Knobloch

Die mexikanische Regierung hat unter Berufung auf die Zentralbank angekündigt, dass diese bis 2024 einen digitalen Peso einführen wird. "Die Bank von Mexiko berichtet, dass sie bis 2024 eine eigene digitale Währung in Umlauf bringen wird, da sie diese neuen Technologien und die moderne Zahlungsinfrastruktur für äußerst wichtig hält, um die finanzielle Inklusion im Land voranzutreiben", teilte die Regierung kurz vor dem Jahreswechsel auf ihrem offiziellen Twitteraccount mit.

Mexikos Zentralbank selbst hat noch keine Informationen auf ihrer Website oder in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Doch der scheidende Zentralbankchef, Alejandro Díaz de León, hatte bereits im Juli sein Interesse daran bekundet, die Diskussion über die Verwendung und Regulierung digitaler Währungen zu beschleunigen. "Ich denke, es ist wichtig, dass wir uns so schnell wie möglich mit dieser Frage befassen. Wir haben in internationalen Foren viele Gespräche darüber geführt, was das Optimale ist und wie wir die verschiedenen Kombinationen verstehen können, die zu verschiedenen digitalen Zentralbankwährungen führen können, aber ich weiß nicht, ob wir die Zeit haben werden, abzuwarten und zu sehen, was die beste Lösung ist", sagte er auf einer vom Internationalen Währungsforum (IWF) organisierten Veranstaltung. Zugleich mahnte er "einen gesunden Abstand zwischen Kryptoassets und dem Finanzsystem" an, um "um Verwirrung für den Verbraucher zu vermeiden". Dabei bezog er sich vor allem auf private Digitalwährungen wie Bitcoin & Co.

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador vertritt hinsichtlich der Verwendung von Kryptowährungen in der nationalen Wirtschaft eine eher konservative Haltung. "In dieser Hinsicht werden wir uns nicht ändern", sagte er während einer seiner morgendlichen Pressekonferenzen im vergangenen Oktober. "Wir sind der Meinung, dass wir die Orthodoxie in der Handhabung der Finanzen beibehalten und nicht versuchen sollten, zu viele Innovationen in der Finanzverwaltung einzuführen: Wir müssen sicherstellen, dass die Einnahmen korrekt sind, dass es keine Steuerhinterziehung gibt, dass es keine Privilegien gibt, dass wir alle unseren Beitrag leisten, und das ist genug."

Zum Jahreswechsel übernahm die Ökonomin Victoria Rodríguez Ceja den Chefsessel der Zentralbank. Zum möglichen Digitalpeso äußerte sie sich bislang noch nicht. In dem von der Bank von Mexiko am 17. Dezember veröffentlichten "Jahresbericht über die Ausübung der durch das Gesetz über die Transparenz und Regulierung von Finanzdienstleistungen übertragenen Befugnisse" (PDF) heißt es, dass sie "an der Untersuchung und Entwicklung einer Plattform zur Einführung einer digitalen Währung" arbeitet. "Zu den Zielen des Projekts gehört die Eröffnung von Konten für die Registrierung einer digitalen Währung. Dies gilt sowohl für Personen mit als auch ohne Bankverbindung und trägt somit zur finanziellen Inklusion bei", heißt es in dem Bericht. In dem Dokument werden zwar verschiedene Phasen des Projekts erwähnt, aber es wird nicht angegeben, wann es fertig sein wird.

Mehrere Zentralbanken in aller Welt prüfen derzeit die Einführung digitaler Währungen, da sie befürchten, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen die Kontrolle über das Geld schwächen könnten. So plant China eine staatliche Kryptowährung und will zur ersten großen Wirtschaftskraft des Planeten werden, die über eine souveräne digitale Währung verfügt. Auch Japan will in absehbarer Zeit eine eigene digitale Währung einführen, den "digitalen Yen". Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum hat Anfang Oktober 2020 bekannt gemacht, dass sie ihre Arbeiten an einem digitalen Euro vorantreibt. Im Juli begann die EZB eine zweijährige Untersuchungsphase zum digitalen Euro, in der es um Aspekte wie Technologie und Datenschutz gehen soll, bevor sie endgültig über die Einführung eines digitalen Euros entscheidet.

(akn)