Microsoft Bing: Foto des „Tank Man“ verschwindet zeitweise aus der Suchmaschine

Das ikonische Foto zur Protestbewegung 1989 war in Bing nicht auffindbar. Microsoft spricht von einem Versehen.

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Screenshot Vergleich Bildersuche Bing und Google für "Tiananmen square"

Die Bildersuche bei Bing zeigt für "Tiananmen square" andere Treffer an als Google. Resultate eines anderen Algorithmus oder politische Einflussnahme?

(Bild: Bild: Screenshot Bing/Google)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Keywan Tonekaboni

Ein Mann steht mit zwei Einkaufstüten auf einem breiten Boulevard und hält eine Gruppe Kampfpanzer auf; der "Tank Man". Das Foto aus Peking ging um die Welt und steht stellvertretend für den letztlich chancenlosen Kampf der Protestbewegung 1989 gegen die autoritäre Regierung Chinas. Doch just am 32. Jahrestags des sogenannten Tian’anmen-Massakers war das Bild in Microsofts Suchmachine zeitweise nicht auffindbar, und zwar auch in den USA und Europa. Microsoft spricht von einem Fehler.

Zuerst fiel es wohl dem Google-Sicherheitsforscher Shane Huntley auf. Er veröffentlichte auf Twitter einen Screenshot, dass Bing für den Suchterm "Tank man" in der Bildersuche keine Treffer findet. Nutzer aus anderen Ländern wie Großbritannien oder der Schweiz bestätigten das Verhalten. Auch verwandte Suchbegriffe wie "Tiananmen square" förderten im Vergleich zu Google Bildersuche vor allem harmonische Postkartenansichten, während der Platzhirsch auch Fotos der gewaltsamen Ereignisse aus 1989 unter den ersten Treffern anzeigt.

Den Zensurvorwürfen widersprach Microsoft. Der Software-Konzern sprach gegenüber mehreren Medien und Agenturen von einem "versehentlichen menschlichen Fehler" und dass Microsoft an einer Lösung arbeite. Zunächst seien für den Suchbergriff "Tank man" andere Bilder von Panzern erschienen. Mittlerweile zeigt die Suche wieder die berühmten Bilder der Proteste an. Vergleicht man aber die Treffer von Bing für "Tiananmen Platz" mit jenen für "Tiananmen square", gibt es weiterhin auffällige Unterschiede, ebenso wie beim deutschen Suchbegriff zwischen Bing und Google.

Reuters gegenüber habe ein ehemaliger Microsoft-Mitarbeiter angegeben, dass ein signifikanter Anteil an Bing-Entwicklern aus China arbeite. In China selbst ist das Bild wie praktisch jede Meldung zu den Ereignissen von Juni 1989 zensiert. Auch in Hongkong versucht die Zentralregierung mittlerweile Gedenkveranstaltungen an die blutige Niederschlagung zu unterbinden.

(ktn)