Microsoft: Mit der Cloud mehr kassieren

Microsoft ist mitten im Umbruch. Es geht weg von Softwarelizenzen hin zu Geräten und Dienstleistungen, und auch an der Spitze ist ein Wechsel angekündigt. Selbst bei Windows mache sich der Wandel bemerkbar: Die Zahl der XP-User nimmt schnell ab.

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So stellt sich Microsoft laut Finanzchefin Amy Hood die künftigen Einnahmequellen vor.

(Bild: Amy Hood, Microsoft)

Microsoft ist mitten im Umbruch. Es geht weg von Softwarelizenzen hin zu Geräten und Dienstleistungen, und auch an der Spitze ist ein Wechsel angekündigt. Beim jährlichen Treffen mit Finanzanalysten versuchten Microsofts Top-Manager gute Stimmung für die Microsoft-Aktie zu machen. Selbstbeweihräucherung mit ausgewählten Zahlen über Marktanteile, Umsätze und Zuwächse aller Art gehört dabei ebenso zum Handwerkszeug, wie das Posaunen von Schlagworten wie Social, Mobility und Big Data. Es gab aber auch Informationen zur Lage des Unternehmens und der strategischen Ausrichtung. Letztere lässt sich mit "mehr kassieren" auf den Punkt bringen.

Mit der Umstellung von Einmalumsätzen mit Lizenzen hin zu Software-Abos gehen die Einnahmen zwar kurzfristig zurück. "Aber nach zwei Jahren stehen wir besser da", sagte die neue Finanzchefin Amy Hood. "Wir werden mehr profitable Langzeitkunden haben als heute."

Über die Abos könne Microsoft außerdem mehr Kunden ansprechen, häufiger etwas kassieren und durch Upselling zu Premium-Versionen die Marge kräftig erhöhen. Kevin Turner, Chief Operating Officer (COO) und damit fürs Tagesgeschäft zuständig, schwärmte vom "reichhaltigeren und tieferen Anteil an der Geldbörse des Kunden, der mit uns in die Wolke zieht".

Im Verbraucherbereich sollen vor allem Geräte und die darauf gezeigte Werbung Geld bringen. Das schließt auch die hauseigene Suchmaschine ein, und auch dieser sollen in erster Linie die eigenen Geräte neue Nutzer bringen. Zu diesen Geräten sollen die Verbraucher mit Dienstleistungen gelockt werden.

Diese Dienstleistungen, wozu auch Office-Anwendungen zählen, wird es aber nicht ausschließlich auf Windows-Geräten geben. Microsoft arbeitet an "touch only" Versionen von Outlook, Word, Excel und Powerpoint. Für welche anderen Systemen diese angeboten werden sollen, ist noch nicht bekannt. Grundsätzlich seien, neben der wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit, zwei Faktoren entscheidend: Die Nachfrage, und mit welcher Qualität die Software auf dem fremden System erfahren werde. Entsprechende Apps für Android und iOS sind also durchaus im Bereich des Möglichen.

Windows XP auf dem absteigenden Ast

Die Veränderungen im Konzern und in der Produktstrategie spiegeln sich nach Ansicht Microsofts endlich auch bei Windows wieder: Obwohl es immer noch treue Anwender hat, fliegt das nunmehr 13 Jahre alte Windows XP bei immer mehr Nutzern raus. Die installierte Basis liege derzeit noch bei 21 Prozent, meinte Turner. "Wir wollen die Zahl bis April auf 13 Prozent drücken."

Microsoft stellt am 8. April kommenden Jahres die Unterstützung für das alternde Betriebssystem ein, das heißt es werden keine Sicherheitslöcher mehr gestopft oder sonstige Software-Probleme gelöst. Der Konzern drängt deshalb die Nutzer, auf das aktuelle Windows 8 umzusteigen. Auch die Unterstützung für die Büro-Software Office 2003 endet zu dem Termin.

Neue Finanzberichterstattung

Parallel zur neuen Strategie wird Microsoft intern reorganisiert. Und die neue Struktur bedingt eine Änderung der Finanzberichterstattung. Ab dem derzeit laufenden ersten Quartal des Microsoft-Geschäftsjahres 2014 gibt es drei große Bereiche: Devices and Consumer (Geräte und Verbraucher), Commercial (etwa: Gewerblich) und Other (Sonstiges). Für diese drei Bereiche werden jeweils Umsatz, Bruttomarge und Betriebsgewinn berichtet.

Devices und Consumer gliedert sich wiederum in Hardware, Lizenzen und Sonstiges, während Commercial in Lizenzen und Sonstiges unterteilt wird. Für diese insgesamt fünf Unterbereiche werden nur Umsatz und Bruttomarge bekanntgegeben. Am 26. September wir Microsoft alle Quartalszahlen der letzten zwei Jahre, berechnet nach der neuen Methode, veröffentlichen.

Bisherige Umsatzaufteilung

Turner präsentierte auch Zahlen zu aktuellen Position Microsofts. Im Finanzjahr 2013 erzielte Microsoft demnach 55 Prozent seines Umsatzes mit Großkunden, 20 Prozent mit Verbrauchern (samt Online-Geschäft), 19 Prozent im OEM-Bereich und sechs Prozent mit kleinen und mittleren Unternehmen.

Von Produktseite betrachtet steuerte die Office-Abteilung 32 Prozent des Umsatzes bei. 26 Prozent kamen von der Sparte Server und Tools, 25 Prozent aus dem Windows-Bereich, 13 Prozent entfielen auf Unterhaltung und Geräte; bleiben vier Prozent für den Online-Bereich. In geographischer Hinsicht kamen 44 Prozent des Umsatzes aus den USA und Kanada und 56 Prozent aus anderen Ländern. Im US-Anteil sind allerdings auch Einnahmen von OEM-Partnern und bestimmten multinationalen Organisationen enthalten, die sich schwer auf bestimmte Länder aufteilen lassen. (jk)