Microsoft: Neuer Multimedia-Handheld oder erweiterte DRM-Strategie?

Kaum hat Microsoft das Rätselraten um sein Mobil-PC-Projekt Origami beendet, brodelt schon wieder die Gerüchteküche. Diesmal geht es um Aktivitäten des Chipentwicklers Transmeta.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Kaum hat Microsoft das Rätselraten um sein Mobil-PC-Projekt Origami beendet, brodelt schon wieder die Gerüchteküche. Hintergrund der jüngsten Aufregung ist eine Mitteilung des Chipentwicklers Transmeta an die US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) zur Geschäftstätigkeit im Jahr 2005. Darin erklärt das Unternehmen, es habe die Arbeit für ein "proprietäres Microsoft-Projekt im Wesentlichen beendet".

Um welches Projekt es sich dabei genau handelt, wollten bislang weder Transmeta noch Microsoft konkretisieren. In dem SEC-Filing wurden auf Anweisung Microsofts alle Einträge unkenntlich gemacht, die Hinweise auf die vom Software-Multi in Auftrag gegebenen Arbeiten liefern könnten. Bestätigt wurde lediglich, dass es sich nicht um den neuen UMPC (Ultra Mobile PC) mit Intel- oder VIA-Chips handelt, der erstmals auf dem Intel-Entwicklerforum in San Francisco und anschließend auf der CeBIT in Hannover der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Transmeta, das sich seit Einführung eines neuen Geschäftsmodells im vergangenen Jahr vor allem auf Soft- respektive Hardware-Entwicklung und nicht mehr auf die eigentliche Produktion von CPUs konzentriert, hat eigenen Angaben zufolge rund 30 Ingenieure für das bereits im April 2005 vereinbarte Microsoft-Projekt abgestellt.

Spekuliert wird derzeit, dass Microsoft bei Transmeta möglicherweise die Entwicklung eines Referenzdesigns für einen neuen Multimedia-Handheld mit Efficeon-Prozessor in Auftrag gegeben haben könnte, der ähnlich wie Sonys Playstation Portable (PSP) Filme und Musik abspielt und zudem als mobile Spieleplattform nutzbar ist – quasi eine Xbox 360 im Miniformat.

Wahrscheinlicher dürfte allerdings sein, dass der Software-Multi starkes Interesse an Transmetas mächtiger Code-Morphing-Software hat, mit der sich sehr schnell Hardware-Simulationen durchführen lassen – etwa um Spezifikationen für tief in Mobilprozessoren integrierte DRM-Funktionen (Digital Rights Management) zu validieren. Microsoft könnte dabei auch von der TSX-Technik (Transmeta Security Extensions) profitieren, die Transmeta bereits in seinen Crusoe-Prozessoren einsetzte.

Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas hatte Microsofts Chef-Software-Architekt Bill Gates Anfang des Jahres selbst drei neue, auf Windows Mobile basierende "Portable Media Center"-Geräte von Toshiba, Tatung und LG Electronics präsentiert, die in der ersten Jahreshälfte 2006 auf den Markt kommen sollen. Die Geräte verstehen sich unter anderem auf den neuen Video-Download-Dienst Vongo des Kabelfernsehbetreibers Starz Entertainment Group (SEG) und lassen sich außer an XP-Rechnern auch mit der Xbox 360 koppeln.

Vongo bietet in den USA gegen eine monatliche Abo-Gebühr von knapp zehn US-Dollar mehr als 1000 Filme im Windows-Media-Player-Format zum Download an, darunter Konzertmitschnitte oder auch Videos von Extremsportarten. Zusätzlich können weitere "Pay-per-View"-Filme auf die portablen Player heruntergeladen werden. "Der Schutz der Inhalte wird dabei durch neue, in die Portable Media Center eingebaute DRM-Lösungen von Microsoft gewährleistet", erklärte SEG-Manager Bob Greene. (pmz)