Microsoft Onedrive: Heimliche Synchronisation oder falsch geklickt?

Medienberichten zufolge geht Microsoft dazu über, die Ordnersynchronisation von Onedrive ungefragt zu aktivieren.

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Chiang,Mai,,Thailand,-,May.01,2019:,Man,Holding,Xiaomi,Mi,Mix

(Bild: Nopparat Khokthong/ Shutterstock.com)

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Microsoft habe still und heimlich, ohne jede weitere Ankündigung, das Verhalten bei der initialen Windows-11-Installation geändert. Das Unternehmen könne dadurch die automatische Ordnersynchronisation ohne weitere Rückfrage aktivieren. So lautet der Vorwurf, den mehrere Medien erheben.

Die Medienberichte gehen auf eine Meldung von Neowin aus der Nacht zum Dienstag zurück. Wer seinen Rechner so einrichte, wie Microsoft es sich wünsche – mit dem Internet verbunden und an einem Microsoft-Konto angemeldet –, erhalte dadurch etwa die Ordner Desktop, Bilder, Dokumente, Musik und Videos mit Onedrive in die Microsoft-Cloud synchronisiert. Je nachdem, wie viel dort gespeichert sei, könnten Nutzerinnen und Nutzer mit einem Desktop und Ordnern enden, die bis zum Anschlag mit Verknüpfungen auf alles Mögliche gefüllt seien, direkt am Ende einer sauberen Windows-Installation.

Allerdings lassen sich in Deutschland, mit Installation auf Deutsch, derartige Verhaltensweisen nicht beobachten. Es ist schwerer geworden, Windows 11 mit einem lokalen Konto zu installieren – das ist seit etwas mehr als zwei Wochen bekannt. Aber bei der Installation von aktuellen ISO-Abbildern von Windows 11 23H2 mit Microsoft-Konto lassen sich die erhobenen Vorwürfe nicht nachvollziehen.

Als etwas perfide und suspekt fiel uns bei der Windows-Installation jedoch der Schritt auf, bei dem es um die Onedrive-Einstellungen geht. Dort sollen sich die Installierenden entscheiden, ob die automatische Synchronisation der eigenen Ordner eingeschaltet werden oder deaktiviert bleiben soll. Die Frage verschwindet nach etwa 15 Sekunden einfach und springt zur nächsten Dialogseite des Setup-Wizards. Egal, ob etwas angeklickt wurde, oder nicht. Aber selbst, wenn dort nichts angeklickt wurde, bleibt in unseren Tests die automatische Ordnersynchronisation aus.

Nach einer frischen Installation mit "Deutsch" als Einstellung bleibt die Synchronisation für die Ordner deaktiviert – anders, als es einige Medien Microsoft vorwerfen.

(Bild: Screenshot / dmk)

Welche Ursachen die von Neowin beobachteten Fälle für die aktivierte automatische Ordnersynchronisation haben, bleibt unklar. Es ist denkbar, dass die Nutzer einfach in einem unaufmerksamen Moment eine Frage "falsch" beantwortet und damit die Einstellung geändert haben. Es könnte auch sein, dass die Updates, die Microsoft im Rahmen des "Out-of-Box-Experience"-Onboardings (OOBE) nach der Windows-Neuinstallation anwendet, temporär fehlerhaft waren und die Option in Onedrive aktiviert haben. Eine diesbezügliche Anfrage an Microsoft konnte nicht unmittelbar beantwortet werden. Wir aktualisieren die Meldung gegebenenfalls.

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Die automatische Synchronisation der eigenen Ordner kann nützlich sein, um Daten unabhängig von einem konkreten Rechner im Zugriff zu haben. Da Onedrive einen Versionsverlauf bietet, könnte der möglicherweise auch als Backup dienen, etwa falls Ransomware Dateien lediglich lokal verschlüsselt.

Dennoch landen damit die eigenen Daten in Microsofts Cloud. Und da sind sie nicht zwingend sicher: So hat Microsoft im vergangenen Jahr den Master-Key zu seiner Azure-Cloud verloren, Cyberkriminelle erlangten damit vollen Zugriff. Zwar beteuert Microsoft, die Daten zu schützen und zusätzlich mit AES256 zu verschlüsseln, die Schlüssel lagern aber in Azure-Vaults – und genau da hatte Microsoft vergangenes Jahr die Kontrolle verloren. Wem die Vertraulichkeit der Daten wichtig ist, sollte daher gegebenenfalls eine zusätzliche Verschlüsselung für die Onedrive-Ordner einsetzen.

(dmk)