Microsoft-Prozess: AMD-Chef kungelte mit Bill Gates

AMD-Chef Jerry Sanders räumte ein, dass seine Stellungnahme gegen die drohenden Sanktionen ein Kuhhandel zwischen ihm und Bill Gates war.

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Von
  • Erich Bonnert

Eine etwas peinliche Entwicklung für Microsoft gab es in der Anhörung von AMD-Chef Jerry Sanders im andauernden Kartell-Verfahren gegen den Software-Konzern: Die schriftlich eingereichte Zeugenaussage von Sanders beruhte auf einer direkten Absprache zwischen Sanders und Bill Gates.

In der Aussage hatte der AMD-Chef erklärt, die vorgeschlagenen Sanktionen gegen Microsoft würden AMD, der Computer-Industrie und der US-Wirtschaft substanziellen Schaden zufügen. Mit seiner Marktmacht sorge Microsoft für eine Standardisierung -- ermögliche jedoch gleichzeitig, anders als Apple oder Sun, die Entwicklung der verschiedensten Hardware-Plattformen. Sanders hatte attestiert, die von neun US-Staaten verlangten Maßnahmen -- insbesondere die Modularisierung von Windows -- würden die Computerindustrie "um 20 Jahre zurückwerfen". Im Kreuzverhör wurde dann offenbar, dass die schriftliche Erklärung von Sanders zwischen ihm und Gates zum beiderseitigen Nutzen abgesprochen war. Sanders betonte im Zeugenstand, dass Microsofts Unterstützung entscheidend für den Erfolg von AMDs neuer Chip-Plattform sei.

Von Anwälten der klagenden US-Bundesstaaten befragt, musste Sanders in der mündlichen Verhandlung zugeben, den Inhalt der verlangten Sanktionen nie gelesen zu haben. Bill Gates habe ihm am Telefon erklärt, die Maßnahmen seien "völlig verrückt" und würden Microsoft schwer schädigen, erklärte Sanders. Daraufhin habe er sich bereit gefunden, zugunsten Microsofts auszusagen. Allerdings bat er Gates, im Gegenzug AMDs 64-Bit-Chiparchitektur "Hammer" öffentlich zu unterstützen. Gates habe zugesagt, sich bei seinen Mitarbeitern dafür einzusetzen. (Erich Bonnert) / (jk)