Microsoft-Prozeß: Chef-Ankläger unter Beschuß

Bill Gates übt scharfe Kritik am Kartellverfahren der US-Regierung gegen Microsoft und sieht sich als Opfer des Oberstaatsanwalts David Boies.

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Von
  • Egbert Meyer

Bill Gates übt scharfe Kritik am Kartellverfahren der US-Regierung gegen Microsoft und sieht sich als Opfer des Oberstaatsanwalts David Boies. In einer per Satellit übertragenen Pressekonferenz erhob der Konzernchef schwere Vorwürfe gegen den Chef-Ankläger des Justizministeriums: "Sie müssen wissen, daß Boies vor dem Prozeß keinen Zweifel daran gelassen hat, daß er Microsoft zerstören will. Er war darauf aus, [...] uns ganz alt aussehen zu lassen". In einer weiteren Rede vor dem National Press Club riet Gates den anwesenden Journalisten, die Beweggründe der US-Regierung für den Prozeß genauer zu beleuchten. "Nicht etwa die Kunden beklagen sich über unsere Internet-Produkte, sondern unsere Konkurrenten. Es ist unglücklich, daß die Regierung mehr auf IBM, Sun, AOL und Oracle hört. Wir müssen uns der Frage stellen: Wen vertritt die US-Regierung eigentlich -- eine Handvoll Mitbewerber oder die Verbraucher?"

Nach dem der Bundesstaat South Carolina seinen Ausstieg aus dem Kartellverfahren erklärt hat, wachsen in Redmond offensichtlich die Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Kartellverfahrens. Bei einem Treffen mit Richter Thomas Penfield Jackson verlangten Microsoft-Anwälte per richterlicher Verfügung die Aushändigung interner Unterlagen durch AOL, Netscape, Sun und mehrerer nicht namentlich genannter Investment-Banken. Die Dokumente, die den Aufkauf von Netscape und die Kooperation zwischen AOL mit Sun beleuchten, sollen dem Gericht beweisen, daß sich "die Landschaft der Software-Industrie fundamental geändert hat", erklärte Microsoft-Anwalt John Warden. (em)