Microsoft Recall kommt mit Opt-In, mehr Filtern und Verschlüsselung

Gesundheitsdaten, Kreditkartennummern und anderes soll Recall nicht mehr speichern. Zudem wird mehr verschlüsselt, Opt-Out ist beim Windows-Setup möglich.

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So arbeitete Recall bisher: Sucht man nach "Erdbeere", tauchen alle Screenshots mit dem Begriff oder entsprechendem Bildinhalt auf.

(Bild: c't 3003)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Ernst

Im Oktober 2024 will Microsoft die umstrittene KI-Suchfunktion Recall für Windows 11 nach einem Rückzug wieder für Copilot+-PCs anbieten – mit umfangreichen Änderungen. Dies hat das Unternehmen jetzt in einem umfangreichen Blogbeitrag bekannt gegeben. Dort heißt es gleich im ersten Satz, dass "KI immer mehr ein fester Bestandteil von Windows" werde – folglich gibt Microsoft Recall also nicht auf, sondern lässt den Nutzern mehr Möglichkeiten, die Funktion zu konfigurieren oder ganz abzuschalten.

Laut dem Beitrag soll es beim Installieren von Windows einen eigenen Bildschirm geben, bei dem man das regelmäßige Speichern von Screenshots, die Basis von Recall, ganz abschalten kann. Microsoft macht die Funktion dem Nutzer jedoch mit der Überschrift "Schalten sie ihr fotografisches Gedächtnis mit Recall frei" bei diesem Teil des Windows-Setup recht schmackhaft. Eher am Rande erwähnt das Unternehmen, dass sich Recall nach der Installation von Windows auch über die Systemsteuerung, so wörtlich, "vollständig entfernen" lassen soll.

Wenn man sich für Recall entscheidet, soll das System standardmäßig besonders sensible Daten nicht speichern. Dazu nennt Microsoft ausdrücklich nur Kreditkartendaten, Ausweisnummern und Passwörter. Um diese Informationen schon vor dem Screenshot zu filtern, verwendet Recall das System Purview, das schon von den Windows-Ausgaben für Behörden und Unternehmen bekannt ist. Die Inhalte von privaten Browserfenstern sollen nie gespeichert werden. In einem anderen Beitrag nennt Microsoft die dabei unterstützten Browser, dazu zählen Chrome, Edge, Firefox, Opera sowie einige auf Chromium basierende Programme. Zu Inhalten für Erwachsene macht der Blogbeitrag keine Angaben.

Aus dem Screenshot-Katalog von Recall kann man rückwirkend auch wieder Inhalte löschen. Das soll laut dem Blog für Programme, Webseiten oder einen bestimmten Zeitraum möglich sein. Auch alle Recall-Daten lassen sich entfernen. Microsoft betont in seinem Beitrag, und auch beim bereits erwähnten Teil des Windows-Setup wortgleich "Sie haben immer die Kontrolle" und will so offenbar um Vertrauen werben.

Nachdem die Bildschirmaufnahmen von Recall in der ersten Version unverschlüsselt und als frei zugängliche JPEG-Dateien gespeichert wurden, hat Microsoft dies in der neuen Version gründlich geändert. Die Screenshots sollen nun immer verschlüsselt werden, Zugriff auf die Aufnahmen ist nur über Bestätigung der Identität des Nutzers per Windows Hello möglich. Die Schlüssel werden im TPM des Rechners gespeichert. Das zugrundelegende System, auch für Recall, ist VBS Enclave (Virtualization-based Security). Damit wäre Recall so gut gesichert wie der Rest von Windows auch, wenn es etwa um verschlüsselte Daten oder die Anmeldung geht. Die Enclaves sind dabei unter anderem geschützte und verschlüsselte Bereiche im RAM eines PCs.

Microsoft hatte Recall im Juni 2024 angekündigt, nach teils heftiger Kritik aber wieder zurückgezogen. Die Funktion sollte mit den neuen Copilot+-PCs ausgeliefert werden. Im August sagte das Unternehmen dann, Recall solle erst im Oktober in überarbeiteter Version wieder angeboten werden, und zwar nur für die freiwilligen Teilnehmer am Insider-Programm von Windows. Da Microsoft in seinem aktuellen Blogbeitrag keine anderen Angaben macht, ist davon auszugehen, dass das weiterhin gilt – die Geräte mit Copilot+ haben also bis auf Weiteres noch immer nicht den vollständigen versprochenen Funktionsumfang – wenn man denn Recall nutzen möchte.

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