Microsoft: Red Hat selbst schuld am Misserfolg mit Linux

Eine Linux-Version von Microsoft Office könnte die Akzeptanz für das freie Unix-Derivat dramatisch erhöhen, meinte Red-Hat-CTO Michael Tiemann.

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Von
  • Jürgen Kuri

Im andauernden Kartellprozess gegen Microsoft musste sich Michael Tiemann, Chief Technology Officer des Linux-Distributors Red Hat, in einem Hearing den Fragen der Microsoft-Anwälte stellen. Red Hat hatte in seiner Eingabe an das zuständige Gericht in Washington D.C. erklärt, der Konzern aus Redmond habe es durch seine Lizenzpolitik und sein Verhalten gegenüber PC-Herstellern schwierig gemacht, dass sich andere Betriebssysteme als Windows im Markt durchsetzen könnten. Tiemann meinte in der mündlichen Anhörung am gestrigen Montag, Microsoft habe es erschwert, dass Rechner, die unter verschiedenen Betriebssystemen arbeiten, im Netzwerk zusammenarbeiteten. Dadurch seien PC-Hersteller entmutigt worden, mit Microsoft konkurrierende Techniken einzusetzen.

Dies wollten die Microsoft-Anwälte natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Sie befragten Tiemann, ob nicht vielmehr das Geschäftsgebahren von Red Hat schuld daran sei, dass der Marktanteil der Firma besonders im Bereich der Desktop-Rechner sich auf relativ niedrigem Niveau eingependelt habe. Die Rechtsvertreter des Softwarekonzerns vertraten in der Befragung die Ansicht, dass Red Hat nicht in der Lage gewesen sei, die Anforderungen des Marktes zu erfüllen und Produkte zu liefern, die von den PC-Herstellern gefordert wurden. Nach Berichten in US-Medien warfen die Anwälte Tiemann vor allem vor, dass Red Hat wenig dafür getan habe, Anwendungen zu entwicklen, die unter Linux arbeiten, oder dafür, dass Anwendungen von Drittherstellern funktionsfähig würden. Microsoft sei schließlich mit Windows erfolgreich gewesen, da die Firma selbst in Anwendungen für das Betriebssystem investiert habe.

Tiemann dagegen betonte, dass eine Linux-Version von Microsoft Office die Akzeptanz für das freie Unix-Derivat dramatisch erhöhen könnte. Die neun weiterhin gegen Microsoft klagenden US-Bundesstaaten hatten vorgeschlagen, Microsoft müsse Lizenzen an Office vergeben, durch die andere Firmen es auf alternative Betriebssysteme portieren könnten. Die Frage sei aber, warum Red Hat nicht eine eigene Office-Suite entwickelt habe, meinte eine Microsoft-Anwältin, oder härter daran gearbeitet habe, Probleme mit Suns StarOffice zu lösen, das immerhin Microsoft-Office-Dokumente verarbeiten könne. (jk)