Microsoft Research feiert Zehnjähriges in Cambridge

Das MSR Cambridge wurde 1997 als erstes Microsoft-Forschungszentrum außerhalb der USA gegründet. Zu den Forschungsthemen der heute rund 100 Wissenschaftler gehören Maschinenlernen, Sicherheit, Betriebssysteme sowie Human Computer Interaction.

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Von
  • Dorothee Wiegand

Wo seid ihr? Die "Whereabouts clock" zeigt an, wo sich einzelne Familienmitglieder gerade aufhalten.

Mit einem zweitägigen Festakt würdigt Microsoft derzeit das zehnjährige Bestehen seines Forschungszentrums im englischen Cambridge. Das MSR Cambridge ist eine von fünf Einrichtungen dieser Art – und entstand 1997 als erstes Microsoft-Forschungszentrum außerhalb der Vereinigten Staaten in der traditionsreichen britischen Universitätsstadt. Die Vizekanzlerin der Universität Cambridge, Alison Richard, eröffnete die Geburtstagsfeier am gestrigen Montag gemeinsam mit Andrew Herbert, dem Leiter des MSR Cambridge. Aus gutem Grund: Denn die Microsoft-Forscher kooperierten von Anfang an mit der renommierten Hochschule. Zurzeit arbeiten sie nicht nur mit Computerwissenschaftlern der Uni Cambridge zusammen, an rund der Hälfte der gemeinsamen Projekte sind auch Mitarbeiter anderer Fachbereiche beteiligt, darunter vor allem Biologen und Biochemiker.

Zu den Forschungsthemen in Cambridge gehören Maschinenlernen, Sicherheit, Betriebssysteme sowie Human Computer Interaction. Die "Socio-Digital Systems"-Gruppe unter der Leitung von Abigail Sellen interessiert sich dabei vor allem für die Verwendung technischer Geräte innerhalb der Familie. Eine wichtige Erkenntnis ihrer Arbeit ist es, dass für Menschen zu Hause, anders als bei der Computernutzung im Beruf, Effizienz kaum eine Rolle spielt. Die Cambridger Forscher erwarteten zunächst, dass die Testfamilien in erster Linie sachlich miteinander kommunizieren wollen, sollte etwa ein Familienmitglied auf dem Weg nach Hause aufgehalten werden und sich verspäten. Im Verlauf der praktischen Tests, erklärt Abigail Sellen, habe sich jedoch herausgestellt, dass es den Anwendern vor allem darum gehe, per SMS oder MMS ihre Identität mit der Familie auszudrücken und ein Gefühl von Verbundenheit herzustellen und zu pflegen. Geräte wie die "Whereabouts clock", die den Aufenthaltsort aller Familienmitglieder anzeigt oder das "Bubble board", ein grafisches Anruf- und Nachrichtensystem, geben allen Familienmitgliedern die Gelegenheit, zumindest virtuell in zentralen Räumen wie Küche oder Flur präsent zu sein.

Viele offene Fragen habe es vor zehn Jahren gegeben, erläutert Rick Rashid, seines Zeichens Senior Vice President bei Microsoft Research. Wie würde die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern von europäischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen funktionieren? Wie die hier entwickelten Ideen in Produkte integrieren? Inzwischen arbeiten die rund 100 Mitarbeiter mit vielen Hochschulen auf dem Kontinent zusammen, darunter mit dem französischen Institut für Informatik und angewandte Mathematik (INRIA) sowie den Biologen der Universität Trento in Italien. Zu den Produkten, die direkt von Forschungsergebnissen aus Cambridge profitierten, gehören die Xbox, der Tablet-PC, .NET, Sharepoint oder auch Windows Vista. Die Arbeit in den Microsoft-Forschungszentren sei zwar nicht in erster Linie auf die Entwicklung neuer Produkte ausgerichtet, verdeutlicht Rashid, "es gibt aber nichts, was wir bei Microsoft machen, das nicht in irgendeiner Weise von der Forschung bei MSR profitiert". (dwi/c't) / (pmz)