Microsoft: Sun mag wohl den Endanwender nicht

Ein Paukenschlag zum Auftakt der Professional Developers Conference blieb zwar aus, einen Rundumschlag gegen die Konkurrenz konnte sich Microsoft allerdings nicht verkneifen.

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Von
  • Natalia Pander
  • Matthias Holtz

Ein Paukenschlag zum Auftakt der Microsoft Professional Developers Conference (PDC) in Los Angeles blieb zwar aus, einen Rundumschlag gegen die Konkurrenz konnte sich Microsoft allerdings nicht verkneifen. Das Entwicklertreffen, das am gestrigen Montag begann, steht ganz im Zeichen von Bill Gates Lieblingsvision, der .NET-Initiative, deren XML-basierte Services eine völlig neue Art des Datenaustauschs und der Kommunikation zwischen Applikationen über das Internet ermöglichen sollen.

Und da es trotz der jahrelangen Streitigkeiten mit Sun um Java dann doch nicht ohne geht, bedient sich Microsoft bei der Referenzapplikation von Suns Java 2 Enterprise Edition (J2EE), Pet Store, integriert sie in seine eigene .NET-Plattform und nennt das Ganze dann .NET Pet Shop. Nach Angaben von Gregory Leake, Group Product Manager bei Microsoft, läuft der modifizierte Code von Pet Shop rund 28-mal schneller als Suns Pet Store, und das bei vergleichbarer Hardware-Testumgebung. Kontrollieren ließen sich die Angaben während der Einführung in Los Angeles natürlich nicht, zumindest aber gibt sich Leake siegessicher: Ende des Jahres wird Doculabs in Chicago ein Server-Shootout mit unabhängigen Benchmarks durchführen, eingeladen sind neben Microsoft und Sun auch IBM und BEA. Man wird sehen ...

Wie dem auch sei: Charles Fitzgerald, General Manager für Plattform-Strategien bei Microsoft, betonte auf der gleichen Veranstaltung wiederholt, dass es zurzeit keine Java-basierten XML-Services gebe und die Redmonder daher die Vorreiter wären. Da aber J2EE durchaus XML unterstützt, wurde seine Behauptung dem Auditorium nicht so ganz klar, und noch weniger seine Aussage, Sun verstehe den Endanwender nicht. "Vielleicht mögen sie sie einfach nicht", meinte Fitzgerald. Trotz des allgemeinen Gelächters dürfte wohl in erster Linie Fitzgerald nicht verstanden worden sein. Die Messer sind aber gewetzt, man darf mit Spannung den Auftritt von Bill Gates am heutigen Dienstag erwarten.

Dass die .NET-Initiative aber doch nicht so weit gediehen ist, wie man es sich bei Microsoft wünschte, gab schließlich der Windows Client Program Manager Dave Massy zu. Er erklärte, dass mit Framework.NET eine der Schlüsselkomponenten noch gar nicht fertig und kein Bestandteil von Windows XP ist. Am Ende war es dann doch wichtiger, den 25. Oktober als Release-Datum für XP einzuhalten, betonte Massy.

Die Preispolitik, die sich hinter .NET My Services verbirgt, will Microsoft laut Vizepräsident Bob Muglia ebenfalls am heutigen Dienstag bekannt geben. Den Löwenanteil, sprich die Gewinne für Microsoft, werden in erster Linie die Verbraucher über Gebühren für die Services einfahren. Die Spekulationen über Preise für den Dienst, der übrigens bislang unter dem Namen Hailstorm bekannt war, bewegen sich im Moment zwischen 25 und 50 US-Dollar pro Jahr. (Natalia Pander, Matthias Holtz) / (jk)