Microsoft expressionistisch

Der Software-Konzern gibt Details zu seiner neuen Web- und Multimedia-Produktreihe "Expression" bekannt und veröffentlicht Vorabversionen.

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Von
  • Herbert Braun

Microsoft hat seine Pläne für die neue Produktreihe "Expression" konkretisiert und legt neue Beta-Versionen vor. Die Software-Familie für Webdesigner und Multimediagestalter hat ein neues Mitglied dazubekommen und umfasst jetzt vier Anwendungen, die untereinander über die XML-Sprache XAML kommunizieren. Das fertige Programmpaket soll auch eine Standard-Version der Entwicklungsumgebung Visual Studio enthalten; die Fertigstellung des Pakets wie auch der einzelnen Anwendungen ist für Mai oder Juni 2007 geplant.

Das Webdesign-Programm "Expression Web" (ursprünglich unter dem Namen "Expression Web Designer" gestartet) prescht allerdings vor: Noch in diesem Monat soll es in der finalen Version auf den Markt kommen. Das in Ausgabe 24 von c't getestete Expression Web tritt in die Fußstapfen von FrontPage, lehnt sich aber in technischer Hinsicht an Visual Studio an und bringt eine deutlich verbesserte Code-Qualität. Das Programm soll im Handel ungefähr 360 Euro kosten, ein Update für FrontPage-Anwender soll es für zirka 120 Euro geben. Spätere Versionen sollen mit ASP.NET Ajax (Codename "Atlas") zusammenarbeiten.

Kernstück der Produktfamilie ist jedoch "Expression Blend", vormals als "Expression Interactive Designer" konzipiert. Eine erste öffentliche Beta-Version ist ab sofort online. Blend erzeugt animierte Vektorgrafiken im XAML-Format, das auf dem Microsoft-eigenen Grafiksystem WPF (Windows Presentation Foundation) aufsetzt. WPF ist in Windows Vista bereits integriert und kann in Windows XP SP2 oder Windows 2003 über das .NET-Framework 3.0 nachgerüstet werden. Das Gestaltungswerkzeug Blend, in dem der Anwender ähnlich wie in der Flash-Autorenumgebung hauptsächlich per Zeitleiste programmiert, soll einzeln 499 US-Dollar kosten. WPF weist manche Parallelen zu Flash auf, ist aber tiefer im Betriebssystem verankert, sodass sich komplette, 3D-beschleunigte Anwendungen damit erstellen lassen.

Das Vektorzeichenprogramm "Expression Design" war bislang als "Expression Graphic Designer" bekannt; das Vorläuferprodukt "Expression" des aufgekauften Software-Herstellers Creature House gab der Produktreihe den Namen. Von Design gibt es jetzt eine neue Vorabversion ("December 2006 CTP"). Als einziges Produkt der Expression-Reihe wird Design nicht einzeln verfügbar sein. Dafür soll es auch weiterhin das kostenlose Creature House Expression geben.

Update: Die bis gestern aktive Webseite zu Creature House Expression ist nicht mehr online.

Neu dazugekommen ist "Expression Media", ein Asset-Verwaltungsprogramm. Dieses Programm war bis zur Akquisition des Herstellers iView Multimedia Mitte 2006 als iView MediaPro auf dem Markt. Das in einer Vorschauversion verfügbare Programm soll zum Preis von 299 US-Dollar auf den Markt kommen.

Diese vier Programme – Web, Blend, Design und Media – sollen zusammen mit einer Standard-Version von Visual Studio als "Expression Studio" gebündelt und ab Mitte nächsten Jahres für 599 US-Dollar verkauft werden. Die Programmoberfläche von Blend und Design nutzt bereits WPF, was zum Beispiel die stufenlose Skalierung von Bedienelementen ermöglicht. Bei Media verbietet sich dieser Schritt, da es als einzige der Anwendungen auch für Mac OS verfügbar sein soll – das Vorgängerprodukt war unter Mac-Anwendern weit verbreitet. Die grafische Oberfläche von Expression Web soll in späteren Produktversionen an die WPF-Optik angepasst werden.

WPF soll nicht auf Windows-Rechner beschränkt bleiben, sondern ähnlich wie Flash über ein Browser-Plug-in namens WPF/E (Windows Presentation Foundation/Everywhere) auch für andere Plattformen zur Verfügung stehen. Eine Vorschau-Version dieses Plug-ins steht zum Download bereit. WPF/E unterstützt offiziell IE6, IE7, Firefox (unter Windows und Mac OS X) sowie Safari, andere Browser dürften ebenfalls damit zurechtkommen. Wegen der plattformübergreifenden Architektur gibt es freilich einige Unterschiede zwischen WPF und WPF/E – vor allem auf die Hardware-Beschleunigung müssen WPF/E-Animationen verzichten. (heb)