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Microsoft guckt möglicherweise bald in die Röhre

Andreas Wilkens

Bei der Entwicklung des interaktiven Fernsehens in Europa greifen die Breitband-Anbieter zu Software von Microsoft-Konkurrenten.

In den nächsten Jahren soll das interaktive Fernsehen in den europäischen Wohnzimmern Einzug halten. Microsoft könnte dabei mit seiner TV-Software ins Hintertreffen geraten: Bisher bevorzugen die meisten Kabelanbieter Software von Microsofts ärgsten Branchen-Konkurrenten Liberate Technologies [1] -- selbst Firmen, an denen der Redmonder Riese beteiligt ist. So die britischen Breitband-Anbieter Telewest Communications [2] und NTL [3], an denen Microsoft 22 Prozent beziehungsweise 2,5 Prozent der Aktien hält. In den nächsten sechs Monaten wollen beide Software von Liberate in Settop-Boxen einsetzen.

Auch in den Kabelnetzen Österreichs, Norwegens und Schwedens kommt Liberate durch das Unternehmen United Pan-Europe Communications (UPC [4]) zum Zuge. Hier hält Microsoft sechs Prozent der Aktien. Aber nicht nur in den Kabelnetzen, auch über die Satelliten droht Microsoft Gefahr: Durch die Technik von Open TV [5] und Canal Plus [6], die zumeist in digitalen Satellitenempfängern verwendet wird. Da in Europa erst ein Drittel der Haushalte mit Computern ausgerüstet ist, setzen Experten auf das Kabelnetz und Satelliten als den Online-Zugang der Zukunft. Wenn Microsoft nicht aufpasst, könnte dieser Zug bald abgefahren sein.

Wie Microsoft-Gründer Bill Gates kürzlich auf einer Konferenz in London wieder einmal betonte, arbeite sein Unternehmen bereits seit mehreren Jahren an Software für interaktives Fernsehen [7], nur hätten sich die geeigneten Settop-Boxen noch nicht durchgesetzt. In Gates' Unternehmen gibt man sich gelassen, schließlich hat es im Sommer einen wichtigen Schritt in den europäischen Markt gemacht: Seit Juni setzt das portugiesische Unternehmen TV Cabo [8] Microsofts Software ein. Ohnehin sei noch nichts entschieden, so Ed Graczyk von Microsoft TV. Bisher seien nur auf 30 Millionen der weltweit 1,5 Milliarden Fernseher interaktive Dienste verfügbar. (anw [9])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-50166

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.liberate.com/
[2] http://www.telewest.co.uk/
[3] http://www.ntl.co.uk/locales/gb/en/
[4] http://www.upccorp.com/corporate/default.htm
[5] http://www.opentv.com/index-flash.html
[6] http://www.canalplus-technologies.com/
[7] http://www.microsoft.com/tv/
[8] http://www.tvcabo.pt/
[9] mailto:anw@heise.de