Microsoft kommt mit einem blauen Auge davon

Microsoft konnte die nach einer Gewinnwarnungen reduzierten Erwartungen erfüllen - vor allem wegen anziehender Umsätze mit Windows 2000.

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Von
  • Jürgen Kuri

Gewinnwarnungen haben ihre Vorteile, selbst wenn sie die Anleger erst einmal schockieren: Anschließend ist es einfacher, den Erwartungen der Börse zu entsprechen. Die Analysten gingen nach der Warnung Microsofts im Dezember von einem Gewinn von 47 Cents pro Aktie für das im Dezember abgelaufene Quartal aus – und diese Zahl erreichte Microsoft auch genau. Vor der Gewinnwarnung hatten die Erwartungen bei 49 Cents pro Aktie gelegen.

Die Einkünfte beliefen sich auf 2,62 Milliarden US-Dollar. Die Umsätze stiegen um 7,7 Prozent auf 6,59 Milliarden US-Dollar und liegen damit sogar leicht über den Erwartungen. Aber immerhin hat Microsoft zum ersten Mal in seiner Unternehmensgeschichte die ursprünglichen Gewinnprognosen nicht eingehalten.

Das Ergebnis im zweiten Quartal erscheint angesichts der PC-Flaute, der Befürchtungen nach der Gewinnwarnung und der Tatsache, dass Microsoft rund zwei Drittel seiner Umsätze mit PC-Software macht, ganz passabel. John Connors, Microsofts Finanz-Chef, führte dies auf die große Nachfrage nach Windows 2000 Professional und Server sowie nach der "Familie von .NET Enterprise Servern" zurück: "Wir machten hervorragende Fortschritte gegenüber der Konkurrenz beim Aufbau von Lösungen für große Unternehmen." Die Einführung von Server-Systemen wie Windows 2000 Server/Advanced Server sowie SQL Server in Unternehmen habe im ersten Quartal beständig zugenommen.

Die Verkäufe der Windows-Betriebssysteme erreichte ein neues Rekord-Niveau, erklärte der Software-Konzern. Die Umsätze mit Microsofts Server-Software wuchsen von 1,03 Milliarden auf 1,24 Milliarden US-Dollar. Die Umsätze mit Windows 2000, die lange nicht den Erwartungen entsprachen, nahmen dabei langsam an Fahrt auf. Die Anzahl der verkauften Client-Lizenzen für SQL- und Exchange-Server habe um 26 Prozent zugenommen, betonte Microsoft.

Nicht ganz so rosig sieht es dagegen bei den Anwendungen aus. Die Umsätze mit der Office-Produktreihe sanken sogar um 2 Prozent auf 2,49 Milliarden US-Dollar. Die Umsätze mit OEM-Herstellern, die Software bei Microsoft lizenzieren, stiegen dagegen um 9 Prozent auf 2,05 Milliarden US-Dollar.

Auch wenn Microsoft die Erwartungen erfüllen konnte, zeigt sich der Konzern nach eigenen Aussagen "wachsam", was die Aussichten für die Ökonomie, den PC-Markt und die Ausgaben für Computer betrifft. Man werde zwar die Prognosen für das gesamte Geschäftsjahr einhalten können, im dritten Quartal erwarte man aber nur einen Gewinn von 42 bis 43 Cents pro Aktie bei Umsätzen zwischen 6,3 und 6,4 Milliarden US-Dollar. Das größte Risiko für die Zukunft Microsofts sieht Connors in einem weiteren Rückgang bei den Ausgaben der Verbraucher für PCs und einer "allgemeinem Verlangsamung bei der Zunahme" der IT-Ausgaben von Unternehmen. "Unsere Firma wäre nicht immun gegen irgendeine weitere, signifikante Abkühlung der Konjunktur", meinte Connors auf der Bilanzpressekonferenz.

Dass Microsoft nicht weiter einbrach und immerhin die reduzierten Erwartungen erfüllen konnte, und dass die Windows-2000-Umsätze offensichtlich langsam anziehen, führte zumindest im nachbörslichen Handel zu einem Kurssprung für die Aktie. Sie stieg um über 6 Prozent auf 59 US-Dollar. (jk)