Microsoft läßt Scientology-Gespräch platzen

Die geplante Unterredung über die Mitwirkung einer Scientology-Firma an Windows 2000 wurde kurzfristig abgesagt.

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Von
  • Hans-Peter Göhring

Die für Donnerstag, 9. Dezember, geplante Unterredung zwischen Microsoft und Mitarbeitern der katholischen Kirche über die Mitwirkung der Scientology-Firma Executive Software an Windows 2000 hat nicht stattgefunden. Die deutsche Microsoft-Niederlassung hat den Termin kurzfristig abgesagt.

Nach c't-Informationen wollten auch Vertreter des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) an der Besprechung teilnehmen. Doch in der Münchener Filiale des Software-Riesen war man offenbar pikiert darüber, dass der Gesprächsstoff im Vorfeld in die Presse gelangt war. Ein Gesprächspartner habe "es vorgezogen, die Diskussion in der Öffentlichkeit zu führen", kommentierte Firmensprecher Kurt Braatz. "Wir schließen uns dem an."

Außerdem wolle Microsoft das Gespräch mit den Großkunden suchen, hieß es, "vor allem in Hamburg und Bayern." Die bayerische Staatsregierung etwa hatte bisher die Vergabe öffentlicher Aufträge, "die ein besonderes Vertrauensverhältnis voraussetzen", von der Abgabe einer Schutzerklärung abhängig gemacht. Darin muß der Auftragnehmer versichern, dass "keine der zur Erfüllung des Vertrags eingesetzten Personen die Technologie von [dem Scientology-Gründer] L. Ron Hubbard anwendet".

Ein Hindernis für die Einführung von Windows 2000, das sich bei der Staatsregierung bereits im Beta-Test befindet, ergibt sich aus dieser Praxis nach Darstellung des bayerischen Innenministeriums jedoch nicht. "Wir wollen nicht überreagieren," sagte der Ministeriumssprecher Christoph Hillenbrand zu c't. Vielmehr sei die Entscheidung von dem Ergebnis einer Sicherheitsprüfung abhängig, die derzeit durch das BSI durchgeführt werde.

Beim BSI ist man zwar über das Thema informiert, will dazu aber keinen Kommentar abgeben. Auch wird das Amt die in Bayern erwartete Unbedenklichkeitsbescheinigung für Windows 2000 mit dem integrierten "Diskeeper" von Executive Software wohl nicht ausstellen. "Ohne Quellcode können wir gar nicht prüfen", sagte BSI-Sprecher Michael Dickopf. "Das wäre unseriös." Dazu erklärte Microsoft-Sprecher Braatz, der Vertrag mit Executive Software gestatte es Microsoft nicht, dem BSI die Programmquellen zur Prüfung zu überlassen. (Hans-Peter Göhring) (cp)